Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

13.07.2007   19:43   +Feedback

Integration für Deutsche (3)

Immer, wenn die Regierung nicht weiter weiß, ruft sie ein Bündnis aus oder lädt zu einem Gipfel ein. Wir hatten schon ein Bündnis für den deutschen Film, ein Bündnis für Arbeit, ein Bündnis für Erziehung, vor kurzem hat die Regierung sogar einen Aktionsplan gegen Fettleibigkeit verkündet, dessen Umsetzung noch auf sich warten lässt. Und zwischen den vielen Bündnissen gibt es immer wieder einen Gipfel: den G-8-Gipfel in Heiligendamm, den EU-Gipfel in Brüssel, den Islam-Gipfel bei Wolfgang Schäuble und nun den Integrationsgipfel bei Angela Merkel. Alle diese Bündnisse und Gipfel haben zweierlei gemeinsam: sie werden im Vorfeld als „historisch“ bezeichnet und im Nachhinein als „Durchbruch“ gefeiert, obwohl allen Beteiligten und Beobachtern klar ist, dass es beschäfti-gungstherapeutische Übungen sind, die im besten Fall keinen Schaden anrichten. Man macht sich etwas vor und das ist immer noch mehr, als wenn man einfach nichts unternehmen würde. Integration von oben zu verordnen ist so sinnvoll, wie die Forderung, spontan lustig zu sein.
Immerhin, die Verbands-Funktionäre, von denen man nicht genau weiß, wen und wie viele Mitbürger sie vertreten, sind gut integriert, sie wissen genau, welchen Knopf sie drücken müssen, um die Regierung in die Defensive zu drängen, die nur die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten hat: Sie kann es falsch oder verkehrt machen. Und wie war das, als vor vielen, vielen Jahren die Familien Kowalski,
Przybilski und Szymanski nach Deutschland kamen? Gab es damals schon Integrationsbeauftragte und Integrationsgipfel? Oder nur den eisernen Willen der Einwanderer, sich und ihren Kindern eine bessere Zukunft zu erarbeiten? – Gut, dass wir darüber gesprochen haben.

 

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