Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

15.06.2008   16:06   +Feedback

Back To Square One

Die Vorstellung hat was: Sie lassen Ihre Lieblingstasse fallen, schrammen beim Einparken gegen einen Pfeiler oder schneiden sich beim Kartoffelschälen in den Finger. Statt sich aufzuregen, heben Sie die Hände zum Himmel, sagen “Abrakadabra”, und schon ist die Tasse wieder ganz, die Schramme am Auto weg und der Finger hört auf zu bluten. Wäre das nicht toll? Einfach die Zeit kurz zurück drehen, etwas Geschehenes ungeschehen machen. Hat sich doch schon jeder mal gewünscht. Geht nicht, gibts nicht, werden Sie jetzt sagen. Falsch, gibt es doch!
Frauen, die ihre Unschuld verloren haben, können ihre Jungfräulichkeit operativ wieder herstellen lassen. Vor allem junge Muslima machen von dieser nicht ganz billigen Möglichkeit Gebrauch, um “unberührt” in den Stand der Ehe zu treten. Das ist so, als würde man an einem Gebrauchtwagen den Kilometeranzeiger zurückdrehen, aber: es klappt.
Nachdem ein Gericht in Lille die Ehe zwischen einem Moslem und einer Muslima geschieden hatte, weil die Braut, immerhin schon 23, ihrem Bräutigem verschwiegen hatte, dass sie nicht mehr Jungfrau war, nahm das öffentliche Interesse an der Technik der “Hymenoplastik” wieder zu. “Familienzentren berichten, dass die Nachfrage nach Bescheinigungen der Jungfräulichkeit zunimmt, ebenso die Nachfrage nach der von Privatkliniken angebotenen Wiederherstellung des Jungfernhäutchens.” http://www.nzz.ch/nachrichten/international/ehe_mit_falscher_jungfrau_fuer_ungueltig_erklaert_1.753563.html
http://www.nytimes.com/2008/06/11/world/europe/11virgin.html?ex=1213848000&en=1c9b9d2d67c49a72&ei=5070&emc=eta1
Wenn man aber das Hymen wiederherstellen, also zum Urzustand zurück kann, dann muss so was auch in anderen Bereichen möglich sein. Nicht nur Jungfrauen stehen in der moslemischen Wert hoch im Kurs, es ist der Status quo ante im Allgemeinen. Vier Millionen Flüchtlinge wollen zurück nach Palästina, woher vor 6o Jahren etwa 800.000 vertrieben wurden. Andere wollen das Kalifat wieder errichten und über Andalusien die grüne Fahne des Propheten hissen. In jedem Fall will man back to square one, zurück in das Reich der Unschuld.
Und so wie die moslemischen Männer gerne eine Jungfrau hätten, an der sich noch kein anderer Mann vergriffen hat, etwas komplett Reines und Unbenutztes, möchten die Palästinenser gerne das Palästina haben, das von den Juden noch nicht entjungfert, geschändet wurde. Eine Wahnidee kommt selten allein. Allerdings: Die Ex-Jungfrauen können sich operieren lassen, für Palästina führt keinen Weg zurück zum Stauts quo ante einer virgo intacta.

Siehe auch: Und wo bleibt die Liebe?
http://debatte.welt.de/kommentare/76476/und+wo+bleibt+die+liebe?req=RSS

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