Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

18.07.2008   11:03   +Feedback

Die Vogelscheuche, der Pitbull und der Kindermörder

Dass ein altes deutsches Volkslied nicht mehr gesungen wird, bedeutet nicht automatisch, dass es völlig aus der Mode gekommen ist. Z.B. der SA-Oldie mit der schönen Zeile: “Erst wenn das Judenblut vom Messer spritzt, dann ist uns wieder gut”, bzw. “Wenn’s Judenblut vom Messer spritzt, dann geht’s noch mal so gut“.

Wenn Sie heute das Organ der nationalen Sozialisten in Deutschland, die “junge Welt” lesen, werden Sie feststellen, dass man nicht einen Aufnahmeantrag bei der SA unterschrieben haben muss, um sich darüber zu freuen, wenn’s Judenblut vom Messer spritzt. Vorzugsweise von einem Hamas- oder Hisbollah-Messer im Dienst der national-sozialen Revolution in Palästina. So nimmt man an einem Geschehen teil, ohne sich selber die Finger schmutzig zu machen. Wie Karin Leukefeld, die einen Bericht über den “Gefangenenaustausch” zwischen Israel und der Hisbollah verfasst hat, bei dem auch ein “Freiheitskämpfer” freikam, der bei dem Versuch, Palästina von der zionistischen Besatzung zu befreien, einem vierjährigen Mädchen den Schädel zertrümmert hatte:

“Im Libanon wurde am Mittwoch die Rückkehr von fünf Freiheitskämpfern, die sich seit langem in israelischer Gefangenschaft befunden hatten, gefeiert. Zudem übergab Israel an der Grenze zum Libanon unter Vermittlung des Roten Kreuzes die sterblichen Überreste von 199 libanesischen und palästinensischen im Widerstand gegen die israelische Armee getöteten Frauen und Männer… Unter den nun Freigelassenen befand sich Samir Kantar, der als Siebzehnjähriger in den Reihen der PLO gekämpft hatte. Er war in Israel zu fünfmal lebenslanger Haft verurteilt worden.” http://www.jungewelt.de/2008/07-17/015.php

Weil die Leser der “jungen Welt” aus demselben Holz geschnitzt sind wie die Autoren des Blattes, kann sich Frau Leukefeld jeden Hinweis darauf verkneifen, weswegen der freigelassene Freiheitskämpfer zu fünfmal lebenslanger Haft verurteilt wurde. Wichtiger ist, dass er “als Siebzehnjähriger in den Reihen der PLO” kämpfte, was auf eine Jugendsünde hindeutet, die von den fiesen Israelis völlig unverhältnismäßig, nämlich mit fünfmal lebenslang, bestraft wurde. In Deutschland wäre er nach dem Jugendstrafrecht bestraft worden, hätte höchstens zehn Jahre bekommen, von denen er sechs bis sieben abgesessen hätte, und würde seitdem als Reha-Maßnahme Frau Leukefeld bei den Recherchen für ihre Nahost-Artikel zur Hand gehen.

Vieles von dem, was Frau Leukefeld schreibt, kann einfach mit ihrem Aussehen erklärt werden. Dafür kann sie nix, es kann ja nicht nur Heidi Klums und Nicole Kidmans geben, irgendwer muss ja dafür sorgen, dass die Normalverteilung funktioniert. Aber für diese Geschichte braucht es nicht nur das Äußere einer Vogelscheuche, man bzw. frau muss auch das Gemüt eines Pitbulls haben, der auf Kinder abgerichtet wurde.

Mehr bei Claudio Casula:
http://spiritofentebbe.wordpress.com/2008/07/17/verraterische-sprache/

Siehe auch:
http://www.youtube.com/watch?v=cS6NyrexKlk
http://www.youtube.com/watch?v=Hyvs9SCjd4M&NR=1
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,566254,00.html
http://jeffreygoldberg.theatlantic.com/archives/2008/07/the_murderer_samir_kuntar.php

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