Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

12.08.2008   21:54   +Feedback

Norman kann hellsehen, wahrsagen und aus dem Kaffeesatz lesen

Die Älteren unter uns können sich noch an ein paar Friedensinitiativen erinnern, die von der Sowjetunion organisiert bzw. gefördert wurden: Den Einmarsch in Ungarn 1956, den Bau der Mauer 1961, den brüderlichen Beistand für die Prager Genossen 1968. Wann immer es darum ging, Hilfe zu leisten, ließen sich die Sowjets nicht lange bitten. Und ihre deutschen Satrappen, das ND drüben und seit 1969 die UZ hüben, ließen zu allem, was die Sowjets anstellten, die Schalmeienkapellen aufmarschieren.
Heute sieht das so aus: Die “junge Welt” berichtet - nein, nicht über den Einfall der Russen in Georgien, sondern über den Einmarsch der Georgier in Georgien. Weil die Sache völkerrechtlich ein wenig heikel ist, wird ein Experte für das Völkerrecht interviewt, Norman Paech, der gerne die Gelegenheit ergreift zu beweisen, dass es nicht nur vom Nahen Osten nichts versteht. “Die Situation ist sehr kompliziert”, sagt er; was sicher richtig ist - in Hessen nach der letzten Landtagswahl wie in Georgien nach dem Einmarsch der Russen. Aber Norman kriegt es hin, die komplizierte Situation zu entkomplizieren, denn er kann vorhersagen, was passiert ist. “Es war vorhersehbar, daß es irgendwann so kommen würde. Mit dazu beigetragen hat auch die völkerrechtswidrige Unabhängigkeitserklärung des Kosovo”, damit geht auch die “Zuspitzung im Kaukasus ... auf das Konto der NATO-Staaten”.
Denn irgendwie hängt ja alles mit allem zusammen. “Müssen Sie nicht auch Geor­gien vorwerfen, das Völkerrecht verletzt zu haben? Immerhin haben georgische Truppen durch ihren Einmarsch den ersten Schritt getan”, stellt der Kollege von der “jw” fest. Worauf Norman Paech, der Experte für das Völkerrecht und die NATO, nicht etwas sagt: “Moment mal, Georgien ist nicht irgendwo einmarschiert, Ossetien ist ebenso Teil von Georgien wie Bayern Teil der Bundesrepublik ist”, nein, er sagt nur: “Beide Seiten haben das völkerrechtliche Gewaltverbot nicht eingehalten.” Ist ja auch ein wenig schwierig, sich im Krieg an das völkerrechtliche Gewaltverbot zu halten. Und so geht es weiter. Verpassen Sie nicht den grandiosen Dialog zweier Völkerrechtsexperten: http://www.jungewelt.de/2008/08-12/042.php

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