Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

31.10.2008   22:09   +Feedback

Heiteres Gespensterjagen

Kaum sind Allerheiligen, Halloweeen und Reformationstag vorbei, steht schon das nächste Fest vor der Tür: Der 70. Jahrestag der “Kristallnacht” am 9. November. Kinder, wie die Zeit vergeht! Kaum ist Opa mit einem Silberleuchter in der Hand, den er bei dem Sturm auf die Synagoge in Kirchheimbolanden, Delmenhorst oder Chemnitz erbeutet hat, heimgekommen, gehen schon seine Enkel auf die Straße, um mit einem fröhlichen “Nie wieder!” und! Wehret den Anfängen!” auf den Lippen die Wiederkehr des Nationalsozialismus zu verhindern. Und weil es grad ein runder Feiertag ist, wird heuer besonders heftig gefeiert.
Die Konrad-Adenauer-Stiftung macht eine Konferenz zum Thema “History and Memory After the Holocaust”. Die Bundesregierung und der Zentralrat der Juden in Deutschland laden gemeinsam zur “Zentralen Gedenkveranstaltung” in die Synagoge Rykestraße in Berlin ein, während die Jüdische Gemeinde zu Berlin nur zu “einer Gedenkveranstaltung” ins Jüdische Gemeindehaus in der Fasanenstraße bittet. Zum Abschluss des Tages gibt es dann ein “Benefizkonzert” mit u.a. Thomas Quasthoff und Max Raabe in der Haupthalle des soeben stillgelegten Zentralflughafens Tempelhof. Es findet unter dem Motto “Tu was!” statt, was irgendwie nach dem Titel des 1902 erschienen Hauptwerks “Was tun?” von Lenin klingt.
Und am 10. November tun alle wieder was. Geschäfte mit dem Iran die einen, Demos für die Befreiung Palästinas die anderen.

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