Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

31.01.2009   14:16   +Feedback

Samstags nie!

Heute sollte in Neukölln eine Demo gegen Antisemitismus stattfinden. Sie wurde im letzten Moment abgesagt. Wie in solchen Fällen üblich, wird man nie erfahren, warum die Demo erst mit großem Gedöns angekündigt und dann kleinlaut gestrichen wurde. Es könnte etwas mit der demografischen Zusammensetzung von Neukölln zu tun haben. Kein Mensch, der seine Sinne beisammen hat, würde in Mekka zu einer FKK-Party einladen. Oder Freitagabend an der Klagemauer Würstchen grillen. Aus den Kreisen der Neuköllner Jusos verlautete, man habe die Demo gegen Antisemitismus abgesagt, weil die Jüdische Gemeinde im letzten Moment abgesprungen sei:

“Wir verstehen die Jüdische Gemeinde gut, aus religiösen Gründen an einem Samstag, der als Sabbat ein religiöser Feiertag ist, nicht zu einer Demonstration aufrufen zu können. Laut der Jüdischen Gemeinde wurde sie in einigen Internetplattformen als Initiator der Demonstration präsentiert. Der Aufruf ging jedoch ausschließlich von den Jusos Neukölln aus. Wir sind sehr dankbar dafür, dass die Jüdische Gemeinde den Veranstaltern weiterhin als Unterstützer verbunden ist. Gerade aus Solidarität mit den jüdischen Mitbürgern in Deutschland, ist es jetzt Zeit zu handeln und öffentlich ein Zeichen gegen den wachsenden Antisemitismus zu setzen. So, wie es auch Innensenator Eberhard Körting auf einer SPD-Veranstaltung in dieser Woche betonte.”

Das ist nun sehr seltsam. Hat die Jüdische Gemeinde erst im letzten Moment bemerkt, dass die Demo an einem Samstag stattfinden sollte? Ich könnte jetzt fies sein und an dieser Stelle enthüllen, wer aus dem Vorstand der JG in welchem Cafe am Samstag Hof hält, ohne sich darüber zu sorgen, dass dadurch die Ankunft des Messias wieder hinausgeschoben wird. Wichtiger ist, dass auch fromme Juden bei Gefahr für Leib und Leben die Schabbatregeln mißachten dürfen. Und eine Demo gegen Antisemitismus könnte als Gefahrenabwehr definiert werden. Wenn die israelische Armee an einem Samstag in den Krieg zieht, könnten Berliner Juden an einem Samstag bei einer Demo mitlaufen.

Merkwürdig ist freilich auch, dass die Jusos bei ihrer “Zeichensetzerei” gegen den Antisemitismus auf den Beistand der Juden angewiesen sind. Wieso eigentlich? Reicht es nicht, dass die Juden den Antisemiten als Objekte zur Verfügung stehen, müssen sie auch noch deren therapeutische Behandlung übernehmen? Das geht zu weit, finde ich. Also, liebe Jusos, macht euch mal auf die Socken, um ein “Zeichen gegen den wachsenden Antisemitismus zu setzen” und hört auf, euch hinter Juden zu verstecken. Es reicht schon, dass die Antisemiten es permanent tun , wie in diesem schönen Beitrag über die Ursachen des Antisemitismus:

“In Deutschland gibt es keine Basis für einen fundierten Antisemitismus, einfach weil die wenigsten Menschenr positive oder negative Erfahrungen in ihrem persönlichen Umfeld machen konnten. Die Vorurteile gegenüber den Juden in Deutschland basieren auf den Aussagen, die von führenden Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in der Öffentlichkeit gemacht werden. Es ist traurig aber zu verstehen, das die Überlebenden des Holocaust nicht vergeben können.” http://www.hannover-zeitung.net/vermischtes/116914-frau-knobloch-kann-einfach-keine-ruhe-geben

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