Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

02.01.2009   13:42   +Feedback

Antisemitismus? Kennen wir im Mittleren Osten überhaupt nicht

Während der bekannte Islam-, Orient- und Verwaltungsexperte Udo Steinbach die Hamas eine Truppe nennt, “die sich in gewisser Weise zur Wehr setzt”, einen “Männerchor” mit vielen Stimmen, müht sich auch das Oberhaupt der Muslime in Österreich, der Mediziner Anas Schakfeh (65), um Differenzierung. In einem Interview mit dem Standard sagt er u.a.: “Es ist eben ein riesiger Unterschied, wenn ein Haus von einer primitiven Rakete getroffen wird, die ein Loch in der Wand erzeugt - oder ob ganze Straßenzüge vernichtet werden… Eine Rakete ist blind. Aber der Pilot eines Kampffliegers weiß, was er bombardiert.” Offenbar wohnt einer primitiven Rakete ein anderer Geist inne als einer High-Tech-Waffe. Es ist auch viel individueller und humaner, fremde Menschen mit einem Vorderlader zu erschießen als mit einem Gewehr von Heckler&Koch. Den Herzenswunsch der Hamas, Israel den Garaus zu machen, nennt Anas Schakfeh “eine Utopie”, die nichts mit der Realität zu tun hat:

“Das ist eine Utopie. Vielleicht wäre das 1948 möglich gewesen, weil das Land völkerrechtlich noch nicht anerkannt war. Außerdem waren damals in Palästina die Juden eine Minderheit. Es war also im Bereich des Möglichen. Aber heute davon zu reden, wo die Kräfteverhältnisse ganz augenscheinlich weit verschoben sind - da ist es eine reine Utopie, Israel von der Landkarte zu vertilgen.”

Dabei geht es “nicht ums Judentum, nicht um die Juden an sich”, schon gar nicht um einen islamischen Antisemitismus, es geht nur um eine Form der Staatskritik.  “Man kann jeden Staat zu seinem Feind erklären, wenn man ihn verändern oder besiegen will. Antisemitismus kennen wir im Mittleren Osten überhaupt nicht. Das gehört zur europäischen Geschichte. Er ist ein Produkt des europäischen Denkens. Die Existenz der Juden wird ja jetzt von niemandem infrage gestellt. Staaten aber haben kein Naturrecht zu existieren. Das ist eine politische Frage, die man ausverhandelt.”

Wenn aber Staaten kein Naturrecht auf eine Existenz haben, dann gilt das auch für den palästinensischen Staat. Wenn die Palästinenser ihren Anspruch auf einen eigenen Staat aufgeben und sich Jordanien (Westbank) bzw. Ägypten (Gaza) anschließen würden, wäre der Konflikt schneller gelöst, als eine Kassam fliegen kann. Tatsächlich ist ein eigener Staat das Letzte, das die Palästinenser wollen. Heute ebenso wie 1929, als die jüdische Gemeinde von Hebron massakriert und die Stadt der Erzväter judenrein gemacht wurde. Aber auch das hatte mit Antisemitismus nichts zu tun, denn erstens sind die Araber selber Semiten und zweitens meinten sie es auch damals nicht wirklich böse, sondern agierten wie eine primitive Rakete, die ein Loch in die Wand resst.

Hier das ganze Interview: http://derstandard.at/?url=/?id=1229975299111

Siehe auch: Was Anas Schakfeh verleugnet
http://www.hagalil.com/01/de/Europa.php?itemid=3192

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