Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

10.07.2010   17:30   +Feedback

Arno und die Achille Lauro

Arno Widmann (taz, Vogue, Karibik, Zeit, Berliner Zeitung, FR) ist einer der flexibelsten deutschen Journalisten. Bei der taz hat man ihn vor allem wegen seiner Faulheit geschätzt, bei der Vogue für seinen alternativen Outfit. Seit er für die FR arbeitet, lässt er immer wieder seinen “strukturellen Antisemiten” von der kurzen Leine. Zuletzt in einer Buchbesprechung, in der er über den Unrechtsstaat Israel und die Angst der Israelis vor dem Frieden nachdachte:

“Könnte es nicht sein, dass die Angst vor dem Frieden auch daher rührt, dass die Israelis nur zu genau wissen, dass die Gründung des Staates Israel Unrecht war? Vielleicht rührt die Angst doch auch daher, dass man fürchtet, dafür einmal bezahlen zu müssen.”

Der Begriff “struktureller Antisemitismus” stammt zwar von einem ehemaligen IM, der es inzwischen zu einem MdB gebracht hat, ist aber trotzdem richtig. So wie es “strukturelle Gewalt” gibt, die dafür verantwortlich ist, dass Arbeiterkinder benachteiligt werden, so gibt es auch einen strukturellen Antisemitismus, der sich vor allem dadurch auszeichnet, dass seine Vertreter antisemitische Positionen artikulieren, ohne sich als Antisemiten zu verstehen. Ganz Im Sinne der Definition von Prof. Dr. Micha Brumlik, der vor kurzem auf eine diesbezügliche Frage die folgende Antwort gegeben hat: “Antisemiten sind Leute, die Juden hassen, Juden verfolgen, einschränken und umbringen wollen.”

Damit hat Brumlik, selbst ein lebendes Beispiel dafür, welchen Kollateralschaden eine akademische Laufbahn anrichten kann, den Nagel unfreiwillig voll auf den Kopf getroffen. Nach dieser Definition wären zwar Luther, Stoecker, Lueger und Hitler Antisemiten, nicht aber der iranische Präsident und seine Schranzen von der Hamas und der Hisbollah, denn diese haben nichts gegen Juden (vor allem wenn sie Chomsky, Finkelstein und Felicia Langer heissen), sondern nur was gegen “Zionisten”.

Leider sind viele “strukturelle Antisemiten” nicht immer in der Lage, zwischen Juden und Zionisten zu unterscheiden, weswegen sie auch schon mal eine Synagoge anfackeln (Worms) oder eine Tanzgruppe (Hannover) mit Steinen bewerfen. Oder eine “israelkritische” Nahostkarte zeichen, auf der Israel nicht vorkommt. Worauf ein renommierter Antisemitismusforscher seinen Elfenbeintrum verlässt und an eine belebte Straßenecke eilt, wo ihn schon ein TV-Team erwartet, dem er in die Kamera sagt: “Antisemitismus ist zunächst etwas anderes als Antizionismus…”

Ja, ganz was anderes. Das eine Phänomen betrifft die Juden, das andere die Zionisten. Und wer sich zu diesem Thema nicht habilitiert oder wenigstens promoviert hat, der kann sich schon mal vertun. Wie die vier Freiheitskampfer von der PLF, die Leon Klinghoffer erst erschossen und dann den Fischen zum Fraß vorgeworfen haben. Da war FR-Arno noch bei der taz und Prof. Benz zu weit weg, um über die subtilen Unterschiede von Antisemitismus und Antizionismus zu räsonieren.

Siehe auch:
Ein Staat, auf Angst gebaut von Arno Widmann oder Warum die DDR ein Unrechtsstaat ist
http://www.tabularasa-jena.de/artikel/artikel_2340/

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