Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

08.04.2012 16:50 +Feedback
Jakob Augstein, der Verleger des Freitag, hat auf SPON einen “Debattenbeitrag zu Günter Grass” geschrieben. Er fängt mit diesen Sätzen an:
“Ein großes Gedicht ist das nicht. Und eine brillante politische Analyse ist es auch nicht. Aber die knappen Zeilen, die Günter Grass unter der Überschrift “Was gesagt werden muss” veröffentlicht hat, werden einmal zu seinen wirkmächtigsten Worten zählen. Sie bezeichnen eine Zäsur. Es ist dieser eine Satz, hinter den wir künftig nicht mehr zurückkommen: “Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden.” Dieser Satz hat einen Aufschrei ausgelöst. Weil er richtig ist. Und weil ein Deutscher ihn sagt, ein Schriftsteller, ein Nobelpreisträger, weil Günter Grass ihn sagt. Darin liegt ein Einschnitt. Dafür muss man Grass danken. Er hat es auf sich genommen, diesen Satz...
[Weiterlesen…]08.04.2012 13:33 +Feedback
Noch nie war Lyrik so gefragt wie in diesen Oster-Tagen. Günter Grass hat ein Fass aufgemacht, auf das kein Deckel mehr drauf passt. Haben Steffi Graf und Boris Becker einst die Nischensportart Tennis populär gemacht, so sorgt GG heute dafür, dass immer mehr Menschen zur Feder greifen, denn so gut wie der Nobelpreisträger können sie es allemal, einige sogar noch besser. Hier eine kleine Auswahl von Gedichten, die uns seit dem letzten Mittwoch erreicht haben:
Für Günter
Mit letzter Tinte ächzt der Alte
in ungereimter Poesie:
Dass die sich nicht mehr schlachten lassen,
verzeihe ich den Juden nie.
Der Jude will Atomraketen.
Der Jude will den Weltenkrieg.
Der Jude will uns alle meucheln.
Am Ende droht des Juden Sieg!
Da muss man doch was machen können,
und wenn nicht wir, dann der Iran.
Mahmud, mein alter Mullahkumpel!
I shout it...
05.04.2012 22:47 +Feedback
... der im fortgeschrittenen Alter zu seiner Jugend zurückkehrt:
http://www.n24.de/mediathek/grass-gedicht-im-interview-henryk-m-broder_1543038.html
http://www.youtube.com/watch?v=MPqGNu2tr5I
Siehe auch:
Ein autoritärer Knochen spielt verfolgte Unschuld
http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/article106160221/Ein-autoritaerer-Knochen-spielt-verfolgte-Unschuld.html
Das meint der Leser:
Das Ganze ist nun schon über 3000 Jahre alt. Solange haben die Juden Stress mit der übrigen Weltbevölkerung. Und es liegt logischerweise nur an der mangelden Toleranz aller anderen. Die Verfolgung und fast gänzliche Vernichtung sind eine absolut nicht hinnehmbare Tatsache. Daraus aber besondere Rechte abzuleiten ist verkehrt. Keiner hat das Recht Unrecht mit einem anderen Unrecht zu begründen.
04.04.2012 09:28 +Feedback
Grass hat schon immer zu Größenwahn geneigt, nun aber ist er vollkommen durchgeknallt. Ganztätig mit dem Verfassen brüchiger Verse beschäftigt, hat er keine der vielen Reden des iranischen Staatspräsidenten mitbekommen, in denen er von der Notwendigkeit spricht, das “Krebsgeschwür”, das Palästina besetzt hält, aus der Region zu entfernen. Denn das ist nur “Maulheldentum”, das man nicht ernst nehmen muss, so wie die Existenz einer einzigen Bombe “unbewiesen” ist, bis sie zum Einsatz kommt. In dem Falle würde Grass um die Opfer trauern und den Überlebenden Trost spenden, denn er fühlt sich dem Land Israel “verbunden”.
http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article106152894/Guenter-Grass-Nicht-ganz-dicht-aber-ein-Dichter.html
02.04.2012 18:50 +Feedback
Wer heute eine “Komödie” über die Nazis dreht, bricht kein Tabu. Er sollte nur wissen, gegen wen er antritt. Den “Großen Diktator” von Charlie Chaplin, “Sein oder Nichtsein” von Ernst Lubitsch, den “Zug des Lebens” von Radu Mihaileanu, “Die Producer” von Mel Brooks. Diese Filme haben Grenzen überschritten und Maßstäbe gesetzt. Wer heute noch mit der Frage punkten möchte, ob man über Nazis lachen darf, der schlachtet eine tote Kuh, die längst zu Sauerbraten verarbeitet wurde. http://www.welt.de/kultur/kino/article106146929/Nazis-herrschen-auf-dem-Mond-toeten-mit-Langeweile.html
29.03.2012 09:28 +Feedback
Zu den schönen Bräuchen, die zugleich mit der DDR untergegangen sind, gehört auch der „Subbotnik“, ein mehr oder weniger freiwilliger Arbeitseinsatz an einem ansonsten arbeitsfreien Tag. Schulklassen, Hausgemeinschaften und Arbeitsbrigaden rückten aus, um Straßen zu reparieren, Müll einzusammeln oder heruntergekommene Rentner-Wohnungen zu putzen. Die Teilnahme an einem „Subbotnik“ brachte den Aktivisten „Pluspunkte“ ein, die beim Antrag auf Zuteilung einer Wohnung oder eines Telefonanschlusses entsprechend berücksichtigt wurden.
Das ist alles lange her, kaum jemand weiß noch, was ein „Subbotnik“ ist, aber die Idee als solche ist nicht tot. Sie heißt jetzt „Weg-mit-dem-Dreck!“
Letzten Freitag war es wieder so weit. Ganz im Stil der „aktuellen kamera“ der DDR berichtete das Nachrichten-magazin...
[Weiterlesen…]28.03.2012 17:57 +Feedback
In dieser Situation sucht der DFB nach einem „dritten Weg“, wie man der Verantwortung gerecht werden und die Spieler vor emotionalen Belastungen bewahren könnte. Die Kulturstiftung soll es richten, sie hat sich umgehört und Rat bei Experten eingeholt. Drei Möglichkeiten stehen zur Debatte, alternativ oder auch additiv. Soll man einen Holocaust-Überlebenden in das Mannschaftsquartier nach Danzig einladen, damit er dort erzählt, „wie das war“, damals in Auschwitz? In diesem Zusammenhang fiel auch der Name Arno Lustiger. http://www.welt.de/debatte/henryk-m-broder/
25.03.2012 17:52 +Feedback
In der DDR hiess das früher “Subbotnik”, freiwilliger, unbezahlter Arbeitseinsatz an einem Feiertag. Inzwischen gibt es so was auch im Westen, verbunden mit heiterem Kindesmissbrauch: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1602850/Aufraeumtag-an-einer-Duesseldorfer-Schule
Und demnächst werden sie losziehen, um Antennen abzuknicken, die in den Osten gerichtet sind.
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