Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

15.09.2012 14:50 +Feedback
Ich muss mich korrigieren. Es stimmt nicht, dass bei der Diskussion zwischen Frau Butler und Micha Brumlik keine Fragen zu Hamas und Hisbollah zugelassen sind. Wahr ist vielmehr, dass überhaupt keine Fragen gestellt werden dürfen. Butler und Brumlik diskutieren zwar vor einem Publikum, wollen aber gerne unter sich bleiben. Die für Presse zuständige Mitarbeiterin des Jüdischen Museums, Katharina Schmidt-Narischkin, teilte einem Journalisten heute folgendes mit:
Es wird im Anschluss an das Gespräch heute Abend keine Publikumsfragen geben. Sie sind als Zuhörer dieser Veranstaltung eingeladen, über den Inhalt des Gesprächs finden Sie weitere Informationen auf unserer Homepage.
Eben. Und alles, was man sonst noch wissen möchte, findet man im Branchenbuch in der Abteilung “Aliens, Androide und Antihistamine”.
14.09.2012 22:05 +Feedback
Endlich hat das Jüdische Museum in Berlin einen Moderator für die “Diskussion” zwischen Judith Butler und Micha Brumlik gefunden: Andreas Öhler, Redakteur der ZEIT-Beilage “Christ und Welt”. Die “vier Säulen, auf denen Andreas Öhler seine bisherige publizistische Existenz aufgebaut hat”, sind: “Liederdichter, Dokumentarfilmregisseur, Literaturkritiker und Kulturredakteur”. Jetzt kommt eine fünfte Säule dazu: Moderator einer Diskussion mit thematischer Begrenzung. Die Pressesprecherin des JMB teilte einem Journalisten auf Anfrage mit, dass Fragen nach der Haltung von Frau Butler zur Hamas und zur Hisbollah nicht gestellt werden dürfen. Das ist genau die Art von “wissenschaftlicher Integrität”, die Frau Butler und ihr Sparringspartner Micha Brumlik praktizieren.
Siehe auch:
http://www.youtube.com/watch?v=ialhit9ineI...[Weiterlesen…]
14.09.2012 14:25 +Feedback
Bettina Wulff hat ihr Buch in einem Verlag veröffentlicht, der sich auf Ratgeber (“Die fabelhafte Welt der Leichen”, “Jeder Hund kann gehorchen lernen”) und Biografien spezialisiert hat. Da es aber schon Dutzende von Büchern über Adenauer, Churchill, Julius Cäsar, Hitler, Mao und Stalin gibt, kommt hier die dritte Kreisklasse zum Zuge.
Bushido zum Beispiel, “der erfolgreichste deutsche Rapper aller Zeiten”, der “seine angeblichen Verbindungen zur Mafia” offen legt. Oder ein Mann, der Dank seiner 23,5 cm “als erfolgreichster deutscher Pornodarsteller” in über 2300 Filmen mitgewirkt hat und “dafür mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde”. Oder ein Berliner Bordellbesitzer, der seine “Leser in die faszinierende Halbwelt von Glamour, Sex und Luxus” entführt, nur um zu beweisen, dass Bordellbesitzer auch nur Menschen wie Du und...
[Weiterlesen…]13.09.2012 23:58 +Feedback
...worum sich die Kanzlerin nicht persönlich kümmern müsste?
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat homosexuelle Fußball-Profis zum Outing ermutigt. „Ich bin der Meinung, dass jeder, der die Kraft aufbringt und den Mut hat, wissen sollte, dass er in einem Land lebt, wo er sich eigentlich davor nicht fürchten sollte“, sagte Merkel am Donnerstag in Berlin. http://www.abendblatt.de/sport/article2399418/Merkel-ermutigt-schwule-Profis-zum-Outing.html
13.09.2012 07:28 +Feedback
Bei einer Menage-a-trois hat man immer drei Optionen. A kann sich mit B liieren, B mit C, C mit A. Im privaten Leben – im Büro, unter Nachbarn und Verwandten - sind es ad-hoc-Koalitionen, deren Lebensdauer meistens kurz ist. Wie so etwas auf der gesellschaftlichen Ebene funktioniert, kann man derzeit in Deutschland erleben. Bis vor kurzem haben sowohl Vertreter der christlichen Kirchen wie des Zentralrates der Juden die „christlich-jüdische Symbiose“ beschworen, die das Fundament des Abendlandes bildet. Man sprach von gemeinsamen Werten, die man verteidigen müsse. Zugleich wurde darüber gestritten, ob „der Islam“ zu Deutschland gehört oder nur die „in Deutschland lebenden Moslems“.
Seit aber zwischen Flensburg und Berchtesgaden eine Debatte über das „archaische und brutale Ritual der religiösen Beschneidung“...
[Weiterlesen…]11.09.2012 09:14 +Feedback
Als ich in Jerusalem lebte, von 1981 bis 1990, hatte ich keinen PC, kein Handy und erst ganz zum Schluss ein Faxgerät. Ich musste mit meinen Texten zum Hauptpostamt fahren, wo sie von Einwanderern aus dem Jemen, die außer Arabisch und Hebräisch keine Sprache kannten, aber ziemlich fehlerfrei in allen Sprachen tippen konnten, zu Telex-Streifen verarbeitet wurden.
Mit der Einführung des Internets und der Erfindung des Laptops wurde alles anders: schneller, einfacher, aber auch brutaler. Einerseits spielt es keine Rolle, wo ich gerade bin. In meiner Berliner Wohnung, im “Café Paris” in Reykjavík oder auf einer Allgäuer Alm. Andererseits gibt es keine Ausreden wie “Die Post hat schon zu”. Einerseits passt alles, was ich zum Arbeiten brauche, in einen Rucksack: der Laptop, die Digi-Kamera und das Handy. Andererseits, wenn der Computer...
[Weiterlesen…]09.09.2012 23:50 +Feedback
Aus einem Rundschreiben der “THEO VAN GOGH GESELLSCHAFT - Libertäre Association in Deutschland in Kronberg im Taunus”
Vieles von dem, das Adorno und Horkheimer geschrieben haben, wirkt heute nicht nur angestaubt, sondern auch pompös und prätentiös. Adornos “Minima Moralia”, lange Zeit der philosophische Ratgeber für alle Lebenslagen, liest sich heute wie eine Sammlung von Sprüchen aus einem Fortune-Cookie: “Kunst ist Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein”, “Es gibt kein richtiges Leben im falschen”. Was, wenn doch? http://www.welt.de/debatte/article109056853/Warum-Judith-Butler-den-Adorno-Preis-verdient-hat.html
„Verstaubte“ Philosophie – statt eine frische mit Verfallsdatum! – Obendrein noch im Satzbau prätentios, wie auch Terry Eagleton allerdings anerkennend meinte: ‚Bei Adorno machte der Satz...
[Weiterlesen…]09.09.2012 09:23 +Feedback
Kein anderes Thema, nicht einmal die steigenden Strompreise und die “Klimakatastrophe”, erregt die Bürger in den deutschen Landen dermaßen nachhaltig wie die Frage der Beschneidung, von der sie selber so betroffen sind wie vom Parkverbot auf dem Paradeplatz in Alma Ata. Es ist wirklich unglaublich, welche Emotionen und Energien dabei ausbrechen und sich flächendeckend verteilen. Gestern bekam ich von einem Irren eine wahrlich geniale mail, in der er den Antisemitismus folgendermaßen erklärt:
Wenn also ein heutiger Körper sich immer noch als „Jude“ bezeichnet, so ist er letztlich „selber schuld“, denn: Hätte es keine „Juden“ gegeben, so hätte es auch keine „Muslime“ und „Christen“ gegeben; ohne Christen hätte es aber keine Protestanten gegeben, ohne Protestanten (laut Max Weber) aber keine Kapitalisten; ohne...
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