Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

11.09.2012   09:14   +Feedback

Die Dialektik des Fortschritts

Als ich in Jerusalem lebte, von 1981 bis 1990, hatte ich keinen PC, kein Handy und erst ganz zum Schluss ein Faxgerät. Ich musste mit meinen Texten zum Hauptpostamt fahren, wo sie von Einwanderern aus dem Jemen, die außer Arabisch und Hebräisch keine Sprache kannten, aber ziemlich fehlerfrei in allen Sprachen tippen konnten, zu Telex-Streifen verarbeitet wurden.

Mit der Einführung des Internets und der Erfindung des Laptops wurde alles anders: schneller, einfacher, aber auch brutaler. Einerseits spielt es keine Rolle, wo ich gerade bin. In meiner Berliner Wohnung, im “Café Paris” in Reykjavík oder auf einer Allgäuer Alm. Andererseits gibt es keine Ausreden wie “Die Post hat schon zu”. Einerseits passt alles, was ich zum Arbeiten brauche, in einen Rucksack: der Laptop, die Digi-Kamera und das Handy. Andererseits, wenn der Computer seinen Geist aufgibt, bin ich nahe dran, Selbstmord zu begehen, weil ich natürlich keine Sicherheitskopien gemacht habe. Ich vermute, man nennt so etwas die “Dialektik des Fortschritts”. http://www.welt.de/print/wams/kultur/article109106377/Eine-kurze-Geschichte-der-Welt.html

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