Herr Broder,

Ihre Artikel, die Sie, seit Sie sich der Springer Presse für Silberlinge exklusiv „verkauft“ haben, für eben diese Presse abfassen, sind oft nur noch ein Zerrbild dessen, was Sie einst so trefflich in Wort und Schrift auszeichnete.
Sie bedienen mehr und mehr den rechten Rand der Gesellschaft, verunglimpfen die, die Kritik an Stil und Inhalt Ihrer Ergüsse üben, oder besudeln Kritiker mit Ausdrücken aus der Fäkalsprache. Das alles erlauben Sie sich, weil Sie aus meinem Horizont glauben, als Jude und gebürtiger Pole besonderen Schutz für Ihre Äußerungen und Artikel einfordern zu können, mögen sie noch so grotesk, unglaubwürdig, beleidigend und menschenverachtend abgefasst sein.
Herr Broder, angesichts der von rechtsradikalen Terroristen verübten Morden in den letzten Jahren, dessen Ausmaß nur noch mit den Anfängen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ihres Gleichen sucht, sollte Ihnen das Blut in den Adern gerinnen. Stattdessen schweigen Sie hierzu geflissentlich. Herr Sarrazin, für den Sie als, Pardon,  Propagandaminister auf Reisen waren, tut es Ihnen gleich.
Die ermordeten Türken und deutsche Polizistin, die Anschläge und was noch immer verübt wurde, sollten bei Ihnen Beiden Brandmale hinterlassen. Stattdessen besudeln Sie den Regierenden Bürgermeister von Berlin, weil dieser für ein Miteinander der Kulturen wirbt und nicht für subtil verklausulierte Anleitungen zur Sterilisation, wie es Ihr Gesinnungsgenosse Sarrazin in seinem aus statistischem Material zusammengeschusterten „Abschaffungs- Buch“ darlegt.
Herr Broder, Sie bereiten mit den Boden für Hass und Gewalt. Sollte der rechte Terror weiter wachsen, dann sind Sie als Schreibtischtäter ein Teil dieses Terrors.
Das, Herr Broder, schreibe ich Ihnen auch, weil ich es meinem im KZ Sachsenhausen ermordeten Vater für dessen Mut zum Widerstand schuldig bin.

Hochachtungsvoll
Helge-Rainer Decke