Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

26.11.2006   13:31   +Feedback

Juden in die PLO!

Mein Privatsekretär, der seit fast 3o Jahren im Schweizer Exil lebende „israelische Friedensaktivist und Recherchierjournalist“ Shraga E., hat endlich die Bestimmung seines Lebens gefunden. Er demonstriert noch immer gegen meine Teilnahme am Else-Lasker-Schüler-Forum, das vor einem Monat im Zürcher Literaturhaus stattgefunden hat. Wie fast jeder professionelle Paranoiker lebt auch Shraga E. in einer verkehrten Welt: Er organisiert den Boykott meiner Auftritte, protokolliert sie dann minutiös und stellt seine Recherchen, Wetterbericht eingeschlossen, ins Netz. Er schreibt mir e-mails, rezensiert fleißig meine Arbeiten und behauptet, ich sei hinter ihm her.
Wie ich eben aus Zürich erfahren habe, soll Shraga an einer Zeitmaschine arbeiten, dem ultimativen Traum alter Bastler und Tüftler. Damit könnte er durch Raum und Zeit surfen, um endlich die Geschichte nach seinem Willen zu gestalten. Als erstes würde er den Nahostkonflikt lösen, eine Aufgabe, an der schon so viele vor ihm gescheitert sind. Sein neuester Plan ist in der Tat revolutionär. 
„Es ist… sinnvoll, zum Beispiel von der PLO zu fordern, dass sie ihre Reihen für jüdische Mitglieder öffnet. Das würde dem Traum von einem gemeinsamen säkularen demokratischen Staat neue Chancen geben.“
Ja, so könnte es funktionieren. Hätte die NSDAP rechtzeitig ihre Reihen für jüdische Mitglieder geöffnet, wäre mit Sicherheit vieles anders gelaufen. Als ich das letzte Mal in Tel Aviv war, fielen mir die vielen Menschen auf, die unruhig hin und her liefen, weil sie schon so lange vergeblich darauf warten, in die PLO aufgenommen zu werden. Bis jetzt hat es nur einer geschafft: Moishe Hirsch, der „Außenminister“ der „Naturei Karta“ (Hüter der Stadt) und „Minister für jüdische Angelegenheiten“ im ersten Kabinett von Arafat. Aber Hirsch war kein Israeli, sondern ein Ami aus Brooklyn. Dabei freilich erheblich witziger als Shraga. So hat Hirsch vor Jahren seinem Freund Arafat damit gedroht, die Beziehungen zu ihm abzubrechen, falls die PLO es wagen würde, Israel anzuerkennen, was ihn später nicht davon abhielt, ganz offiziell Arafats Hofjude zu werden.
Jetzt ist Shraga an der Reihe. The First Active Jewish Member of the PLO wäre ein Titel, der den „Friedensaktivisten“ und „Recherchierjournalisten“ prima ergänzen würde.

 

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