Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

30.12.2006   03:26   +Feedback

Outside The Beltway - 12

Heute waren wir den ganzen Tag in Colonial Beach unterwegs. Zum Frühstück bei Ola’s Country Kitchen mit Ginny und ihrem Bruder Fred. Zum Lunch trafen wir Pete Bone jr., den Bürgermeister von C.B., und Bob Swink, den Chef von Colonial Beach Real Estate, Inc. Bobs Hobbys sind alte Autos, die er aufkauft, restauriert und verkauft. Zur Zeit hat er in seiner Garage einen Ford Thunderbird, Baujahr 56, einen Fairlane Starliner 5oo, Baujahr 57, und eine Chevy Corvette, Baujahr 58. Uns zu Ehren fährt er alle drei Oldies vor seinem Haus auf. John und Jean Conaty kommen dazu, mit ihrem Fairlane Convertible, Baujahr 57. Wenn sie verreisen, fahren sie einen Cadillac Deville 2006, zum Einkaufen innerhab von C.B. einen Golf Cart mit Batterieantrieb. John ist “President” der “Colonial Beach Cruisers”, einer Vereinigung von Besitzern alter Autos. http://homepage.mac.com/fordragtop57/PhotoAlbum2.html
Am späten Nachmittag besuchen wir Penny Flanagan, die Chefin des “Riverboat on the Potomac”. Das “Riverboat” steht auf Pfeilern im Potomac. Der Eingang liegt in Virginia, der Rest des Gebäudes in Maryland. Deswegen darf an der Bar geraucht werden, während im Lokal Pferdewetten angenommen werden: Off-Track-Betting mit simultaner Übertragung aller großen Rennen in den USA. Am Abend sind wir im Dockside Restaurant am Hafen.
Und überall geben wir uns Mühe, durch schlechtes Benehmen aufzufallen, nur um die Frage zu provozieren: “Where are you guys from?” Das ist der Moment, auf den wir gewartet haben. “I am from Paris”, sagt Alex. “And I am from Berlin”, sage ich. Spätestens jetzt müßte der Ami uns gegenüber ausrasten und “Frog molester!” und “Fuckin’ Fritz!” schreien. Unseren Freunden, die Amerika bereisen, um vom günstigen Wechselkurs des Dollar zu profitieren, passiert so was immerzu. Zumindest erzählen sie es, wenn sie wieder daheim sind.
Aber die Amis können auch anders. Sie verstellen sich, sind freundlich bis zum Umfallen und erzählen uns, wie “wonderful, exciting, phantastic” Berlin und Paris sind, und auch der Rest von Deutschland und Frankreich. Was haben die nur gegen uns, warum werden wir diskriminiert?
Am Samstag werden wir uns den Golf Cart von John Conaty leihen und so lange durch Colonial Beach kreuzen, bis wir jemand treffen, der uns “Euros, go home!” nachruft.

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