Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

06.03.2007   10:00   +Feedback

Volk auf der Flucht (vor sich selbst)

Es gibt zwei Tabus, die in Deutschland immer wieder gerne gebrochen werden. Erstens: Heute wollen wir Israel kritisieren, das haben wir noch nie getan, das traut sich keiner, und wer wäre dazu besser geeignet als wir Deutschen, die wir aus der Geschichte gelernt haben. Zweitens: Heute wollen wir an die Leiden der Deutschen während des Zweiten Weltkriegs erinnern, das hat noch keiner getan, das traut sich keiner, und wer wäre dazu besser geeignet als wir Deutschen, die wir aus der Geschichte gelernt haben. Mal ist das eine Tabu an der Reihe, mal das andere. Jetzt ist wieder die Leidensgeschichte der Deutschen dran. Und wie immer in solchen Fällen handelt es sich um das “erste Mal”, die Entjungerung einer Legende sozusagen. “Die Flucht” zeigt, wie es war. Der Hype um den Zweiteiler der ARD zeigt aber vor allem eines: Wie kurz die Erinnerung im Lande der Weltmeister des Erinnerns ist.
1959, also nur 14 Jahre nach dem Ende von WK 2, zeigte die ARD den Sechsteiler “So weit die Füße”  nach einem Roman von Josef Martin Bauer. Es war die Geschichte eines “deutschen Kriegsgefangenen, der nach dem Zweiten Weltkrieg 1949 aus einem ostsibirischen Gefangenenlager flieht und eine abenteuerliche Flucht nach Hause antritt”.
http://de.wikipedia.org/wiki/So_weit_die_F%C3%BC%C3%9Fe_tragen.
Heute ist es eine fesche Adelige,  Gräfin Lena von Mahlenberg, die das Schcksal von Millionen von Flüchtlingen auf sich nimmt, um einen Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung zu leisten.
Hector Calvelli hat sich die neue Serie angesehen und war nicht gerührt:
http://calvelli.blogspot.com/2007/03/die-flucht-volk-ohne-gedenk-raum.html

Permanenter Link

Achgut  Kultur  

Die Achse des Guten