Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

27.02.2007   23:12   +Feedback

Ein Narr ohne Käfig

Seit mein ehemaliger Privatsekretär Shraga Elam, der weltberühmte Zürcher “Recherchierjournalist”, aufgehört hat, jeden meinen Schritte zu notieren und zu protokollieren, wird diese Aufgabe immer öfter von Robert Misik übernommen, einem Wiener Privatmarxisten und Korrespondenten des Kinder-Stürmer aus Kreuzberg. Misik ist nicht nur der Alptraum aller Friseure, er hat sich auch einen Namen dadurch gemacht, dass er am liebsten über Dinge schreibt, von denen er keine Ahnung hat, und über Events berichtet, bei denen er nicht anwesend war. So wie Karl May, nur weniger unterhaltsam.
Jetzt hat Misik mit einer Verzögerung, die für veraltete Recycling-Anlagen typisch ist, über meine Begegnung mit dem “Oberrabbiner” Friedman in Wien berichtet.
http://www.taz.de/pt/2007/02/27/a0134.1/textdruck  Unnötig zu sagen, dass Meister Misik bei dem historischen Zusammentreffen nicht dabei war, was ihn nicht davon abhielt, so zu tun als ob und seine Geschichte mit ein paar Details anzureichern, die Authentizität und Nähe suggerieren sollten. U.a., ich hätte versucht, Friedman “mit dem Foitohandy zu fotografieren”. Das ist üble Nachrede, Beleidigung und Verleumdung. Erstens habe ich nicht versucht, Friedman zu fotografieren, ich habe ein Dutzend sehr schöner Bilder von ihm gemacht, zweitens habe ich dazu kein “Fotohandy” benutzt, sondern eine richtige Kamera, nämlich eine NIKON Coolpix 5ooo. 
Was aber noch mehr wiegt als Misiks Begabung, falsche Fakten zu erfinden, ist der wohlfeile Rigorismus, in dem er sich suhlt. Er nennt den Salzburger Bischof Andreas Laun einen “Christenajatollah”, weil Laun nicht nur ein “ultrakonservativer Kleriker” sondern auch ein erklärter Gegner der Abtreibung ist. Dabei müßte auch ein vulgärmarxistisches Spatzenhirn wie Misik erkennen, worin der Unterschied zwischdem dem Kleriker aus Salzburg und einem Ajatollah liegt. Der eine hat noch niemand umgebracht, der andere hat Spaß daran, 16jährige aufhängen zu lassen. Aber diesen kleinen Unterschied einzusehen, hieße wohl, zuviel von einem zu erwarten, der ein Fotohandy von einer richtigen Kamera nicht unterscheiden kann.
Allerdings - das ist vermutlich noch nicht die ganze Wahrheit. Wie bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde so gibt es auch bei Friedman und Misik einiges, das darauf hinweist, dass es sich um dieselbe Persönlichkeit handeln könnte: den irren Blick, die hysterischen Reaktionen, das präpotente Gehabe. Könnte es sein, dass “Rabbi” Friedman sich in Robert Misik verwandelt, sobald er die Tür zu seiner Wohnung hinter sich zugemacht hat, und Robert Misik zu “Rabbi” Friedman mutiert, sobald er die Straße betritt? Es wäre die perfekte Symbiose zwischen Fake und Fiction, eine echte Wiener Melange.

Dazu auch dies.  Robert Misik über das “Unbehagen an der Kommenrzkultur” und Leute, die “ihr Ding” machen wollen:
http://www.3sat.de/dynamic/webtv/webtv_frame.php?url=kuz_050613_misik.rm
“Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben, man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken.” (KK)

 

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