Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena
29.03.2007 19:17 +Feedback
Wenn es in der alten DDR ALDI, plus, Lidl und Norma gegeben hätte, wäre uns allen viel Ärger erspart geblieben. Denn das Ende der DDR war zwar das Ende des ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaats unter der Führung einer Riege durchgeknallter Knallbürger, aber es war nicht das Ende des Prinzips DDR. Im 18. Jahr nach dem Fall der Mauer gibt es heute mehr DDR in Deutschland als je zuvor. Die “aktuelle kamera” heißt jetzt “Tagesschau”, in der Außenpolitik hat sich der Hardliner-Flügel des ZK der SED durchgesetzt, der Haß auf die USA und auf Israel ist der Kitt, der die öffentliche Meinung zusammen hält.
Auch in der Erziehung folgt man dem Beispiel der DDR. Die “Kinderkrippe” ist rehabilitiert und die “Polytechnische Oberschule” gilt vielen Reformern als Vorbild, was freilich jetzt schon praktiziert wird, ist eine andere Form des pädagogischen Kollektivs. In Hamburg werden in diesen Tagen 32.ooo Oberschüler (von der 8. Klasse aufwärts) ins Kino geschickt, um sich klassenweise Al Gores “Unbequeme Wahrheit” anzusehen. Die Schulbehörde unterstützt das Vorhaben, der Erste Bürgermeister Ole von Beust hat gleich zu Beginn der Aktion eine Schulklasse ins Kino begleitet und soll hinterher angemessen erschüttert gewesen sein. Am meisten aber freuen sich die Betreiber der drei Hamburger Cinemaxx-Kinos über den organisierten Zulauf. Denn umsonst ist nix, nicht einmal die Klimakatastrophe. Der vormittägliche Unterrichtsausfall wird von einem Hamburger Unternehmen gesponsort, das den Bau von Containerschiffen finanziert, die garantiert CO2-frei mit Windkraft und Sonnenenergie betrieben werden.
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