Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

20.04.2007   14:37   +Feedback

“Falsche Toleranz machte Blutbad erst möglich”

Die Toten von Blacksburg waren noch nicht begraben, da hatten deutsche Kommentatoren schon die üblichen Erklärungen für das Blutbad parat: die vielen Waffen, die in den USA im Umlauf sind und die Neigung der Amis zur Gewalt im Alltag. Man kann die Geschichte auch anders erklären, aber dazu müßte man erstmal begreifen, dass die “nötigen Grausamkeiten” am Anfang begangen werden müssen, bevor es zu spät ist.  Schöner Text von Anjana Shrivastava in der Welt von heute:

“Weder Waffenfreiheit noch Wahnsinn sondern Feigheit und Appeasement haben zu der mörderischen Katastrophe in Virginia geführt. Die tatsächlichen Ereignisse im Vorfeld des Horrors in Blacksburg deuten weder auf eine Gesellschaft der Waffennarren noch auf eine der hauptsächlich psychisch Gestörten. Virginia Tech erscheint vielmehr als eine liberale Gesellschaft, eine überaus tolerante Gesellschaft, wo kein Mensch so etwas wie Schuld trägt. Alle sind ok, wenn es Probleme gibt, wird weggesehen. In dieser utopischen Landschaft ist offenbar kein Mensch bereit, lästige und unangenehme Verantwortung für sein Umfeld zu übernehmen. Am 16. April war es dann zu spät… Virginia Tech erscheint als eine Welt, wo ein geisteskranker Terrorist so etwas wie “Appeasement” erfährt. Lange Zeit zwingt Cho Seung-Hui seiner Umgebung seinen Willen auf, Monate und Jahre bevor er überhaupt zur Waffe greift. Eine überlebende Professorin gibt unumwunden zu, dass sie Cho mit “A” benotet hatte - nicht etwa, weil er die Note verdient hätte, sondern weil sie, die Professorin, schlicht Angst vor ihm hatte, wie er im Unterricht mit Sonnenbrille und tief heruntergezogener Mütze schweigend vor ihr saß.”

http://www.welt.de/vermischtes/article823109/Falsche_Toleranz_machte_Blutbad_erst_moeglich_.html#msg_recommend

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