Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

10.10.2007   00:01   +Feedback

Offener Brief an den DFB-Präsidenten Theo Zwanziger: Auf dem Teppich bleiben!

Sehr geehrter Herr Präsident,

wir, Iranian National Front – Europe, möchten Ihnen unser tiefstes Besorgnis über das Politikum um U21 Nationalspieler Herr Ashkan Dejagah zum Ausdruck bringen. Sie haben zu Recht angekündigt, dass Sie die Nichtteilnahme eines deutsch-iranischen Nationalspielers an einem Länderspiel aus Gründen der Weltanschauung nicht hinnehmen. Im Fall von Herrn Dejagah handelt es sich keineswegs um die persönliche Weltanschauung von ihm. Es geht viel mehr um Restriktionen und Regelungen, die die herrschende Regierung im Iran seit 28 Jahren seinen Bürgern und Bürgerinnen diktiert.

Herr Dejagah genießt doppelte Staatsbürgerschaft und ist offenbar im Besitz von zwei Reisepässen. Alle iranischen Reisepässe sind grundsätzlich mit einem Vermerk, der eine Einreise in „das besetzte Palästina (Israel)“ untersagt, versehen. Reist ein iranischer Staatsbürger dennoch nach Israel, hat er härteste Konsequenzen, bis hin zur Spionageanschuldigung für „internationalen Zionismus“ zu tragen, die als Landesverrat gilt und in letzter Konsequenz die Todesstrafe auf sich ziehen kann.

Offenkundig möchte Herr Dejagah weder auf den Besuch seiner noch im Iran lebende Verwandtschaft verzichten, noch seine Verbindungen mit der iranischer Kultur und Vergangenheit seiner Familie aufs Spiel setzen. In diesem Sinne bleibt ihm keine andere Wahl als der Verzicht auf eine Reise nach Israel.

Angesicht des geschilderten Sachverhalts verdeutlicht sich die Entscheidung von Herrn Dejagah als ein sachlicher, den Umständen entsprechende Kompromiss, den er in erster Linie mit sich selbst schließt. Er verzichtet auf ein Stück persönlicher Karriere und trägt mit Fassung die Konsequenzen dafür. Er verdient großen Respekt und Achtung, vor allem weil er seine Wurzeln nicht aufs Spiel setzen und seine Angehörige nicht in Gefahr bringen will.

Diese Entscheidung basiert niemals auf antisemitischer Haltung und stellt keineswegs einen persönlichen „Judenboykott“ dar.

Wir haben großes Verständnis für die Betroffenheit des Zentralrats der Juden in Deutschland und verurteilen aufs schärfste die antisemitischen Äußerungen und Außenpolitik des im Iran herrschenden Regimes. Wir möchten trotzdem einbringen, dass der Zentralrat diese politische Sachlage aus einer verzerrten Perspektive in den Blick nimmt. Die oben dargestellte persönliche Situation von Herrn Dejagah beruht auf einer politisch heiklen Sachlage.

Aus unserer Sicht ist das herrschende islamische Regime im Iran als Verantwortliche für diese Problematik anzuprangern. Seit der Gründung der islamischen Republik Iran ist eine respektvolle bilaterale Beziehung zwischen Iran und Israel nicht vorhanden. Die Bundesrepublik Deutschland hegt seit 28 Jahren mit diesem Regime die besten Beziehungen, dessen heutiger Präsident die Vernichtung Israels auf seine Fahne schreibt.

Statt Herrn Dejagah zu verurteilen, soll nach unserer Auffassung die Spitze der Kritik das islamische Regime in Teheran in Fadenkreuz nehmen.

Hochachtungsvoll
Zentralrat Iranian National Front– Europe
Im Auftrag Reza Azizi

 

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