Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

30.09.2007   21:21   +Feedback

Taliban 4 You

Kaum hatte der afghanische Präsident Karzai den Taliban Verhandlungen angeboten und ihnen sogar Ministerposten in Aussicht gestellt, wurde er auch schon abgebürstet. Die Taliban ließen ihn wissen, sie seien an einer Zusammenarbeit mit der Karzai-Regierung nicht interessiert, die habe keine Autorität und keine Legitimation. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,508698,00.html
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,508643,00.html

Die Idee, mit den Taliban zu reden, ist nicht neu.  Sie stammt von Kurt Beck, dem MP von RP und Vorsitzenden der SPD. Beck ist ein Praktiker, für ihn zählt, was am Ende hinten rauskommt. Mit der Taktik, Radikale einzubinden, hat er gute Erfahrungen gemacht. Kaum wurde Andrea Nahles zur stellvertretenden SPD-Vorsitzenden gewählt, hörte sie sofort auf, sich wie eine Axt im Walde zu benehmen. So ähnlich, muss Beck gedacht haben, könnte es auch mit den Taliban klappen. Also hat er seinen Freund Karzai angerufen und ihm die Idee gesteckt.

Was Beck dem afghanischen Präsidenten zu sagen vergass: Kein Mensch, der eine Kalaschnikov von einer M 6o unterscheiden kann, würde eine selbständige Existenz gegen einen Job in der afghanischen Regierung tauschen. Da hätte Karzai schon mehr bieten müssen. Eine Festanstellung in Berlin. Statt deutsche Soldaten nach Afghanistan zu schicken - mit dem Kampfauftrag, die Herzen der Menschen zu erobern - wäre es sinnvoller und billiger, die Taliban nach Deutschland zu holen, um sie hier zu resozialisieren. Arbeit gäbe es mehr als genug. Sie könnten deklassierte Jugendliche in Selbstverteidgung unterrichten, beim Berliner Karneval der Kulturen, der Cannstatter Wasen und dem Oktoberfest für Sicherheit und Ordnung sorgen und bei der Kampagne “Islam ist Frieden” aufklärerisch mitwirken. Sowohl Brigitte Zypries wie Siegmar Gabriel könnten Berater brauchen, die über praktische Erfahrungen in der Rechtsprechung und Umweltschutz verfügen. Und Kurt Becks Aussichten, als SPD-Vorsitzender wiedergewählt zu werden, würden sich bestimmt verbessern, wenn er beim nächsten SPD-Parteitag mit einer Taliban-Garde antreten würde - wie Colonel Ghaddafi mit seinen Amazonen.
Einem solchen Angebot könnten die Taliban nicht widerstehen: Sichere Jobs, Acht-Stunden-Tag, Fünf-Tage-Woche, volle Einbindung in das soziale Netz bei gleichzeitiger Wahrung ihrer kulturellen Identität, regelmäßiger Besuch ostdeutscher Volksfeste und eine Kundenkarte bei Victoria’s Secret. Das ganze Paket würde einen Bruchteil des Geldes kosten, das in Afghanistan verpulvert wird. Und wenn es mit den Taliban geklappt hat, wiederholen wir die Nummer - mit der Hamas.

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