Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

01.11.2007   12:09   +Feedback

“Eine Art von Befreiung”- Holland unter der Burka

Früh krümmt sich, was ein Dhimmi werden will. Holland übt den spielerischen Umgang mit dem Islam. “Seit dem Mord an dem Filmemacher Theo van Gogh haben wir eine ekelhafte Debatte über den Islam. Den einfachen Spaß am Nachbarn haben wir vergessen“, sagt ein holländischer Designer und erinnert seine Landsleute daran, dass nicht der Mord ekelhaft war sondern die Debatte, wie es so weit kommen konnte.  Jetzt laufen alle in gelben Burkas rum und haben viel “Spaß am Nachbarn”. Noch lustiger wäre es nur, wenn die Künstler eine kleine Steinigung nachspielen oder ein paar Homosexuelle am Leidseplein zum Spaß aufhängen würden. Anette Birschel schreibt im epd:

Reklamefotos hängen an den Wänden, Kunden wühlen auf
den Tischen, vor den Kassen lange Schlangen. Alles sieht aus wie beim
Sommerschlussverkauf des Amsterdamer Billig-Kaufhauses Hema. Doch der
Schein trügt. Dies ist keine Warenhaus-Filiale. Reklameslogans,
Schriften auf Plastiktüten und T-Shirts bis hin zu den Preisschildern
sind arabisch: „El Hema“ ist eine Ausstellung im Amsterdamer Museum
für moderne Kunst. Bei der verrückten Präsentation wurde das
ur-niederländische Kaufhaus Hema nicht nur bis ins kleinste Detail
kopiert, sondern auch vollständig „arabisiert“.

Junge arabische und niederländische Designer hätten eigentlich nur
moderne arabische Schrifttypen zeigen wollen, sagt Ausstellungsmacher
Willem Velthoven. Doch heraus kam eine überraschende Demonstration
der multikulturellen Gesellschaft. „Die Hema ist das Symbol
Hollands“, sagt Velthoven. „Von der Fahrradklingel bis zur Unterhose
- hier kriegt man alles, was man braucht, um Holländer zu sein.“ Und
bei „El Hema“ gibt es beinahe alles, was ein marokkanischer oder
türkischer Niederländer so brauchen könnte.

Knallbunte Kopftücher - „drei für den Preis von zwei“ -, natürlich
die nach islamischen Vorschriften produzierte Halal-Version der
berühmten Hema-Wurst, Küchentücher mit Arabesken statt holländischer
Karos. Selbst die unvermeidliche Hema-Unterhose, die jeder echte
Holländer im Schrank hat, musste dran glauben: „Sex ist eine Frage
von Harmonie“, steht kunstvoll geschwungen auf dem Rand des weißen
Herrenschlüpfers, zu lesen von rechts nach links. Vor einem Regal
stehen laut lachend zwei junge Frauen mit Kopftüchern. „Dein Busen
ähnelt Kartoffeln und Oliven“, übersetzt Malika den Text auf dem
roten T-Shirt. Tragen würde die junge Marokkanerin das nie: „Ich weiß
ja, was da steht.“

„El Hema“ provoziert, sagt der Designer Velthoven, weil die Schau die
Kulturen vermische. „Wir zeigen, dass die multikulturelle Begegnung
Spaß macht und ungeheuer produktiv ist.“ Die Designer entwarfen eine
Fülle von neuen Produkten - so etwa für Musliminnen, die den
Ganzkörperschleier tragen: die Regenburka, gelb und hip, passend zum
holländischen Wetter. Ein Renner ist auch die
Do-it-yourself-Dschellaba inklusive Schnittmuster und Schere. Junge
Frauen können damit aus dem langen traditionellen Gewand
marokkanischer Männer im Handumdrehen ein fesches Minikleid machen.

Die Besucher sind begeistert. „Fantastisch“ sagt die Amsterdamerin
Anneke. „Es wurde auch Zeit, dass in der ganzen Islamdebatte mal was
Witziges gemacht wird.“ „El Hema“ ist ein Renner. Täglich stehen
lange Schlangen vor dem Kaufhaus. Regenburka, arabische
Küchenhandtücher und Kondome sind schon ausverkauft. Die T-Shirts mit
dem Aufdruck „El Hema“ sind der letzte Schrei in Amsterdam. „Wenn ich
das trage, quatschen mich ständig Muslime auf der Straße an“, so der
politische Journalist Max van Weezel verblüfft. Das hat er noch nie
erlebt. „Die finden das total cool.“

„Eine Art von Befreiung“, erklärt Veldhoven. „Seit dem Mord an dem
Filmemacher Theo van Gogh haben wir eine ekelhafte Debatte über den
Islam. Den einfachen Spaß am Nachbarn haben wir vergessen.“ Doch
nicht jeder kann lachen: So schimpften einige Holländer in
Leserbriefen und im Internet über die „Islamisierung unserer Kultur“.
„Wo soll das noch enden, wenn sogar die Hema nicht mehr heilig ist“,
klagte ein Leser im „Algemeen Dagblad“.

Das findet das Mutterunternehmen übrigens gar nicht. Im Gegenteil:
Der Konzern sitzt nicht nur in der Jury eines Ideenwettbewerbs für
neue „El Hema“-Produkte. Wenn die kleine arabische Tochter im Januar
die Türen schließt, werden einige Produkte in ganz normalen
Hema-Filialen zu kaufen sein.

Siehe auch: Alles arabisch oder was?
http://www.swr3.de/weltweit/Alles_20arabisch_20oder_20was_3F/-/id=152124/nid=152124/did=271588/1e5qyaq/index.html

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