Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

03.11.2007   16:16   +Feedback

Große Geister der Gegenwart: Till Tolkemitt von 2oo1

Martin Kloke hat einen Brief an den 2oo1-Versand geschrieben, der ein obskures Buch eines obskuren Historikers vollmundig vermarktet. http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/verlag_und_verlegenheit/ Worauf der Geschäftsführer von 2oo1, Till Tolkemitt, beleidigt reagierte und Kloke darüber belehrte, wer hier mit antisemitischen Stereotypen hantiert.

Lieber Herr Kloke,

der Antisemitismus-Vorwurf, den Sie erheben, ist bizarr. Uns
gegenüber und Pappe gegenüber. In dem Buch wird durchaus
wissenschaftlich, anhand neuer Quellen, gezeigt, was vor sich ging,
als die zionistische Führung die Palästinenser vertrieb. Und nicht
nur das: Heute wissen wir, daß Exekutionen, auch an Frauen und
Kindern, das Niederbrennen von Dörfern, die Massenvergewaltigungen,
Enteignungen etc. keine Kollateralschäden waren, sondern daß es einen
Plan gab, der umgesetzt wurde. Warum darf man darüber nicht
berichten? Wir haben viele wichtige Bücher über die Shoa gemacht. Sie
ist unvergleichlich. Aber sie führt nicht zum Verbot einer Kritik an
der politischen Führung Israles.

Da Sie ja einen harten Ton anschlagen: Das Bild des “sich selbst
hassenden Juden” das Sie als Argument (!) gegen Pappe anführen, ist
eines der vielen Vorurteile, mit denen das jüdische Volk seit
Jahrhunderten überzogen wird. Hakennase, Selbsthaß, Geldschneiderei.
Natürlich können Sie Pappe nicht anhand seiner Aussagen kritisieren
(Sie haben das Buch ja auch nicht gelesen), sondern Sie holen wieder
antisemitische Vorurteile aus der Mottenkiste, Rassenpsychologie, um
sich mit dem Thema und der Person Pappe auseinanderzusetzen. Wer ist
hier der Antisemit? Wann wird soetwas endlich aufhören?

Im übrigen befolgen Sie, als guter Deutscher, in meinen Augen auch
wieder nur eine Obrigkeitsvorgabe, nämlich “Kritisiere nie die
Führung Israels, egal wie menschenverachtend sie sich verhält”. Lesen
Sie das Buch und urteilen Sie selber, bevor Sie uns Antisemitismus
vorwerfen.

Ansonsten freundliche Grüße,
Till Tolkemitt

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