Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

12.12.2007 09:36 +Feedback
Liebe Daheimgebliebene! Während ich auf der Veranda des Beit Maimon in Sichron Ja’akov sitze und über das tiefblaue Mittelmeer schaue, bin ich in Gedanken natürlich bei Euch. Glaubt mir, das schlechte Wetter ist kein Schicksal, das man ertragen muss. Kommt einfach hierher, in Sichron Ja’akov sind noch ein paar “Zimmerim” frei! Vorher aber würde ich Euch bitten, mir eine Frage zu beantworten. Warum interessiert sich niemand in Deutschland für das Schicksal der Bahai, so wie sich zahllose Menschen für das Schicksal der Palästinenser interessieren, vom Leipziger Philosophendarsteller bis zum Dortmunder Analphabeten? Seit fast 3o Jahren werden sie im Iran nicht nur diskriminiert, sondern verfolgt und eliminiert. Ihr einziges Verbrechen ist es, dass sie sich vor 15o Jahren vom schiitischen Islam abgespalten haben. Sie predigen und praktizieren eine Religion der Nächstenliebe, der völligen Gleichberechtigung von Frauen und Männern, legen großen Wert auf Bildung und Erziehung. Es war eine Bahai-Frau, die als erste “Muslima” als Zeichen der Emanzipation den Schleier ablegte - im Jahre 1848.
Warum also schaut die Welt dem Leiden der Bahai im Iran seit 3o Jahren tatenlos zu? Weil die Bahai keine Flugzeuge entführen, keine Geiseln ermorden, sich nicht in die Luft sprengen? Weil sie nicht immerzu beleidigt sind oder damit drohen auszurasten, wenn sie beleidigt werden? Weil sie das Leben mehr lieben als den Tod?
Klärt mich bitte auf. Ich bin für jeden Hinweis dankbar. - Wir sehen uns in Sichron Ja’akov.
© Copyright Henryk M. Broder | Impressum