Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

24.03.2008   12:48   +Feedback

Doktor wider Willen

Am, 13. März berichtete die Welt, immer mehr Universitäten würden in den Verdacht geraten, “Akademikern für Geld zu einem Doktortitel verholfen zu haben”. So genannte Promotionsberater hätten sich darauf spezialisiert, Kandidaten, die aufgrund ihrer schlechten Noten eigentlich nicht promovieren konnten, dennoch zu einem willigen Doktorvater zu verhelfen, der sich gegen ein mehr oder weniger kleines Schmiergeld entgegenkommend zeigte.
Nun, das Verfahren entspricht nicht der üblichen Promotionsordnung, immerhin hatten die falschen Doktoren aber wenigstens ein Studium absolviert. Was man von “Prof. Dr. Reuven Moskovitz” nicht mal ansatzweise behaupten kann. Weswegen er keinen Doktorvater bestechen mußte, ihm einen Doktortitel zu verkaufen. Reuven Moskovitz besorgte es sich selbst, sogar für eine Rumänienreise meldete er sich als “Dr. Moskovitz” an. Schließlich ließ er sich widerspruchslos er von einer Zeitung sogar zum “Prof. Dr. Reuven Moskovitz” befördern.
Wie all das passieren konnte und warum er nix dafür kann, das erklärt der Doktor wider Willen in einem Osterbrief, auf den die ganze Welt mit Ungeduld gewartet hat. Darin lesen wir:

” Einige von Euch wissen vielleicht, dass sich   Henryk   M. Broder im Dezember in „DIE JÜDISCHE“ mit meiner Biografie befasst hat. Das Ergebnis ist eine für Broder typische Vermengung von Wahrheiten, Halbwahrheiten, Unwahrheiten und schweren Beleidigungen. In seinem Aufsatz erhebt er den Vorwurf, ich hätte mir in betrügerischer Weise den Doktortitel angemaßt. Zum Beweis dafür listet er   u.a. zahlreiche Veranstaltungen auf, zu denen ich als Dr.   Reuven Moskovitz angekündigt worden bin. Das ist richtig. Richtig ist auch seine Darstellung, dass ich keinen Doktortitel führen darf. Wahr ist aber auch, dass ich diesen Titel selbst nie benutzt habe: Weder habe ich mich jemals als Dr. M. eingeführt, noch habe ich ein einziges Schriftstück als Dr. M. unterzeichnet. Ebenso wenig habe ich mich auf Visitenkarten oder auf Briefpapier mit einem Titel geschmückt. Allerdings muss ich einräumen, dass ich nicht immer mit dem gebotenen Nachdruck eine Korrektur verlangte, wenn die Veranstalter meiner Vorträge den Doktortitel vor meinen Namen setzten. Diese Praxis hatten sie offensichtlich aus früheren Ankündigungen Dritter übernommen.
Diese Nachlässigkeit habe ich mir vorzuwerfen. Vermutlich lag der Grund weniger in persönlicher Eitelkeit als in dem Bestreben, meinem Eintreten für einen gerechten Frieden in meiner Heimat mehr publizistisches Gewicht zu verleihen.”

Ja, ja, für einen gerechten Frieden tut der Reuven einfach alles, er läßt sich sogar als “Doktor” titulieren. Seine angeborene Bescheidenheit hat es ihm verboten, das Mißverständnis aufzuklären, von dem er eine Weile gut gelebt hat, ohne dass der Frieden über Palästina gekommen wäre. So ganz freilich mag der Handlungsreisende in Sachen Frieden nicht auf die Hochstapelei verzichten. Die “Dissertation”, die keine war, hatte es gegeben:

“Tatsache ist schließlich, dass von meiner “Dissertation” drei Exemplare existierten: je eines hatten meine mittlerweile verstorbenen Professoren Grab und Gollwitzer und eines hatte ich. Ist es Zufall, dass bei einem Einbruch in mein Arbeitszimmer ausschließlich diese Arbeit mitsamt aller von mir in hebräischer Sprache veröffentlichten Aufsätze und Zeitungsartikel gestohlen wurden?”

Was für ein Glück, dass Grab und Gollwitzer nicht mehr leben.  Und dass bei einem Einbruch in Reuvens Arbeitszimmer ausgerechnet seine unveröffentlichte Dissertation gestohlen wurde, vermutlich von einem Raritätensammler, um sie bei Sotheby’s anzubieten.  Derweil bereitet sich Reuven Moskovitz auf seinen nächsten Auftritt vor, in der Friedenswerkstatt Bentierode bei Brunshausen über Bad Gandersheim.

Auch ein anderes “Gewissen Israels” muss zur Zeit ein wenig kürzer treten, Prof Dr. Ilan Pappe, der sich von der “National-Zeitung” interviewen ließ, ohne zu ahnen, mit wem er sich einläßt. Pappe weiss alles über die ethnische Säuberung Palästinas, aber warum Neonazis und Antisemiten so scharf darauf sind, sich mit Juden zu schmücken, das weiss er nicht. Und nun windet er sich, weil ihm die Sache doch ein wenig peinlich ist:

“Dear Friends,
As a point of clarification, it came to my notice that among the many interviews I gave while being in Germany one of them was copied to the National Zeitung. Had I known that I would appear in this newspaper, I would have not agreed to do that. I do not blame that paper, but myself from not inquiring to whom I am giving press conferences and interviews. I would like to stress that my ideology and moral stance are in total contradiction to what this newspaper represent and the unfortunate appearance in it has nothing to associate myself or the cause of Palestine with the paper and the political party behind it.
Yours faithfully,
Professor Ilan Pappe
Chair Department of History
University of Exeter UK”

Yeah, shit happens! Während Pappes Moral und Gesinnung “im Widerspruch” zur National-Zeitung stehen, stehen die Moral und die Gesinnung der National-Zeitung im Einklang mit dem, was Pappe von sich gibt. Antisemiten aller Fraktionen, vereinigt Euch!

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