Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

08.03.2008   21:41   +Feedback

Allianz der Schwitzer

Die Katastrophen von gestern sind die Doktorarbeiten von morgen. Deswegen sind Holocaust- und Genozid-Studien so beliebt. Aber auch kleinere Unglücke geben was her. Beim letzten Tsunami traten sich deutsche RTL-Promis im Katastrophengebiet gegenseitig auf die Füße, um mit Kindern fotografiert zu werden, denen sie ein paar Schoko-Riegel mitgebracht hatten. Jetzt sind acht Studenten bei einem Terroranschlag in Jerusalem von einem Terroristen vom Leben zum Tode befördert worden, und kaum waren sie unter der Erde, sprangen drei notorische Adabeis - oder wie man auf Jiddisch sagt: Schwitzer - aus der Grube, um das “Jerusalemer Attentat” zu verurteilen, und das unter dem Rubrum: “Vertreter der drei Weltreligionen”: Prinz Hassan bin Talal von Jordanien, bis vor kurzem Präsident des Vereins zur Pflege falscher Vorhersagen, Club of Rome, Hans Küng, Pensionär und Präsident der von ihm initiierten Stiftgung Weltethos, und der “Öko-Rabbiner” Walter Homolka, ein Mann mit vielen Eigenschaften. http://www.tagesspiegel.de/politik/div/;art771,2029816 In seiner eigenen Bio schreckt er nicht einmal davor zurück, daran zu erinnern, dass er mal “Mitglied im Beirat von AOL” war. http://www.whomolka.de/frames_mandate.htm Und “Offizier des Nationalen Verdienstordens der Republik Rumänien” ist er auch.

Die “Vertreter der drei Weltreligionen” vertreten außer sich selbst nur noch das Abraham-Geiger-Kolleg in Potsdam, dessen Rektor Homolka ist. Prinz Hassan bin Talal wurde in diesem Jahr von Homolka mit dem “Abraham-Geiger-Preis” ausgezeichnet, Hans Küng arbeitet mit dem Abraham Geiger Kolleg an dem Projekt “Weltethos”. Das ist schon alles. Jetzt spielen die Schwitzer die Ring-Parabel von Lessing nach. „Wir – ein Moslem, ein Jude, ein Christ – verurteilen den gewaltsamen Angriff auf die Mercaz Harav-Jeschiwa in Jerusalem in dieser Woche. Die Ermordung von acht Studenten ist eine Tragödie für alle Gläubigen.“

Für die “Vertreter der drei Weltreligionen” ist es außerdem eine günstige Gelegenheit, ein wenig lauwarme Luft abzulassen:
„Ein derartiger Angriff trägt zum Teufelskreis der Gewalt bei, der Israel, Palästina und die ganze Region quält.“
„Heilige Stätten dürfen nicht dazu missbraucht werden, um Gewalt anzustacheln oder Hass zu äußern.“
„Ein Weg, den Frieden in der Region zu fördern, ist die Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften beim Schmieden einer Allianz auf der Basis der moralischen Prinzipien, die alle Glaubensrichtungen teilen.“
Die Erklärung schließt mit dem Appell: „Together, we can work to build the peace that each of us finds so sacred – and desired”.

Das ist Leichenfledderei mit Samthandschuhen. Noch schöner wäre es nur gewesen, wenn die Potsdamer Schwitzer den Chef der Hisbollah, Hassan Nasrallah,  dazu gebracht hätten, ihren Appell zu unterzeichnen. Oder wenn sie nach Sderot fahren würden,  to build the peace and keep the mouth wide shut. http://www.juval-online.de/blog/

 

 

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