Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

07.03.2008   14:13   +Feedback

Nein! Ohne jedes “Ja”

Die Essener „Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V.“ ereklärt zum Anschlag auf die Talmud-Schule in Jerusalem:

Am vergangenen Montag eröffnete die Essener Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V., wie mehr als 80 weitere „Gesellschaften“ in Deutschland, die diesjährige „Woche der Brüderlichkeit“. Diese Woche steht in 2008 unter dem Zeichen des 60. Gründungsjahres des Staates Israel. Die Essener Eröffnung in der Alten Synagoge ist mit etwa 140 Gästen, Grußworten des Oberbürgermeisters, Grüßen aus der jüdischen Kultus-Gemeinde und einem Vortrag, sowie einem musikalischen Rahmenprogramm gut gelungen.
Die Feierlichkeit ist das eine. Die Wirklichkeit Israels das andere: Mit dem erneuten tödlichen Angriff auf eine Talmud-Schule in Jerusalem am Donnerstag dieser Woche haben islamistische Mörder acht Menschen getötet und mit ihrem Angriffsziel einer solchen Schule versucht, das Herz jüdischer Zivilisation zu treffen.
Wir können dazu nicht schweigen. Es gibt eine Städtepartnerschaft mit Tel Aviv und die Freundschaftsbekundungen sind zahlreich. Einige Essener christliche Theologinnen und Theologen haben in Talmud-Schulen Jerusalems studiert.
Muss angesichts dieses Todeskultes, den die selbsternannten Gotteskrieger proklamieren und praktizieren nicht in jeder deutschen Stadt, die eine Städtepartnerschaft mit einer israelischen Stadt hat, angesichts dieses Mordens ein „Nein! - ohne jedes ´Ja´!“ öffentlich ausgesprochen werden? Warum nicht in Essen damit beginnen?
Müssen wir nicht in all den politischen und auch kirchlichen Dialogveranstaltungen die Fragen an die islamischen Vertreter offen stellen, wie sie es mit diesem Töten, das nur auf die Vernichtung Israels zielt, halten?
Muss nicht endlich Schluss sein mit der törichten Annahme, es sei eine geradezu naturwüchsige Gewaltspirale, die sich zwischen der staatlich-legitimierten Gewalt Israels und den islamistischen Fanatikern des Todes hochschaukelt und so das eine – die Verteidigung des Staates und dem Schutz seiner Bürger – mit dem anderen – dem Morden der Dschihadisten - auf dieselbe Ebene heben und „ausgewogen“ bewerten?
Gemeinsam mit den Muslimen in unserer Stadt, die sich von dieser Art der Gleichung ebenfalls distanzieren, gilt es hierüber zu dialogisieren.
Wir fragen: Was sagen unsere Stadtverantwortlichen? Was sagen unsere Kirchen?
Ein „Nein! – ohne jedes ´Ja´“ scheint uns in der zukünftigen europäischen Kulturhauptstadt Essen geradezu folgerichtig und normal, wenn die europäische Kultur eine des Friedens zu sein beansprucht.

Siehe auch: Libyen verhindert Verurteilung
http://www.netzeitung.de/spezial/nahost/926477.html

Eight Dead Students
http://yaacovlozowick.blogspot.com/2008/03/my-daughter-carefully-laid-her-plans.html
http://www.timesonline.co.uk/tol/news/world/middle_east/article3502365.ece

 

Permanenter Link

Achgut  Ausland  

Die Achse des Guten