Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

01.04.2008 13:05 +Feedback
Als “Historiker” ist er bestenfalls zweite Liga, aber als Mitverfasser und Unterzeichner von Resolutionen hat er sich echt einen Namen gemacht. Kaum eine Tagung über Palästina und den Nahen Osten, an der er nicht teilnehmen würde, meistens zusammen mit seiner Frau. Dr. Reiner Bernstein, München, ist sogar der “Vertreter” der “Genfer Initiative” in Deutschland, an der neben Reiner und Judith Bernstein auch so bekannte Nahostexperten wie die “Biermösl Blosn” aus Ascholding und der in Gießen weltberühmte Psychoanalytiker H.E. Richter solidarisch beteiligt sind. http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Nahost/genf/anzeige.html
Nun hat sich der Bernstein, Reiner auch zu dem Anschlag auf die Jeschiva Merkaz Harav geäußert, bei dem am 6. März acht Studenten ermordet wurden. http://www.lizaswelt.net/2008/03/bernstein-und-der-kontext-terror.html
Auf ein paar falsche Details kommt es dabei nicht an, denn wenn einer den Nahostkonflikt lösen will, muss er auf solche Kleinigkeiten wie Jahreszahlen nicht achten. Worauf es in diesem Zusammenhang ankommt, ist der Zusammenhang, in den Bernstein den Mordanschlag stellt. Die Jeschiva sei zum “Zentrum des theologischen Messianismus der Siedlerbewegung” geworden, “das dortige Lehrpersonal und die Studenten” würden “jede politische Vereinbarung mit den Palästinensern” ablehnen. Woraus Bernstein die Folgerung und Forderung zieht: “Wenn man über den Terrorakt spricht, sollte man sich an diesen Kontext erinnern.”
Ja, schöner hätten es auch Hassen Nasrallah und Chaled Meschaal nicht sagen können. Wenn die Lehrer und die Studenten von Merkaz Harav einer “politischen Vereinbarung”, ja sogar einem “wie auch immer gearteten Kompromiss” mit den Palästinensern im Wege stehen, dann war deren Ermordung ein konstruktiver Beitrag zu einer friedlichen Lösung des Konflikts, der von den Lehrern und Studenten der Jeschiva im Zentrum der Siedlerbewegung hintertrieben wurde.
Damit liegt Bernstein voll auf der argumentativen Linie der Hamas und der Hisbollah. Wenn die einen Bus oder ein Cafe in die Luft jagen, erklären sie hinterher, die Opfer seien “Reservisten” der Armee gewesen, die in Zivilkleidung unterwegs waren. Und wenn es dabei ein paar Kinder erwischt, dann waren es eben potentielle Armeeangehörige und Besatzer, Zionisten allemal.
Was aber würde Dr. Reiner Bernstein sagen, wenn die israelische Armee einen von der Hamas betriebenen Kindergarten in Gaza bomben und diese Maßnahme damit begründen würde, dass es sich um potentielle Terroristen handelt? Er wäre sicher außer sich, der gute Mann, an dessen maßgeschneiderter Pazifisten-Weste jetzt ein paar eingetrocknete Blutspritzer zu sehen sind.
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