Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

10.05.2008   09:40   +Feedback

Die häßliche Fratze des Imperialismus

Wieder einmal erleben wir, wozu der menschenverachtende Imperialismus imstande ist. Burma wurde von einem Unwetter verwüstet, und schon wittert das internationale Kapital seine Chance. Es bietet dem asiatischen Land, das von einer progressiven Militärjunta regiert wird, Hilfe an. Vermutlich radioaktiv verseuchte Decken und genmanipulierten Mais, von dem die Menschen zwar satt aber auch süchtig werden. Die Regierung lehnt die Angebote ab, sie will keine als “Helfer” getarnten Agenten ins Land lassen. Denn Burma ist ein souveränes Land, und wie in jedem souveränen Land ist die Regierung für das Wohl und Wehe der eigenen Bevölkerung verantwortlich und will sich diese Aufgabe nicht nehmen lassen. Deswegen sieht man im staatlichen Fernsehen fleißige Militärs, die Reis und Wasser an glückliche Unwetteropfer verteilen. Aber der Imperialismus gibt nicht auf und schaltet die UN ein. Die Regierung von Burma bleibt aber standhaft. Sie kündigt an, dass sie den Abwurf von Hilfsmitteln aus der Luft notfalls mit militärischen Mitteln verhindern und unerlaubt einfliegende Flugzeuge abschießen wird.
Das Verhalten der Regierung ist vom Völkerrecht gedeckt. Wer einreisen darf und wer nicht, entscheidet die Regierung. Sie darf auch das eigene Volk ausbeuten, unterdrücken, hungern lassen und - im Extremfall - auch dezimieren, wie es Pol Pot im benachbarten Kambodscha getan hat. Denn das sogenannte Völkerrecht schützt nicht die Völker,  es schützt die Regierungen. Und wer das Völkerrecht ernst nimmt, der darf auch einer Regierung nicht eine “humanitäre Aktion” gegen ihren Willen aufzwingen.
Dass Äußerte, das man gerade noch hinnehmen könnte, wäre ein Kulturprogramm für die in Not geratenen Menschen, organisiert von Goethe. Durs Grünbein fährt nach Burma und liest dort den Obdachlosen seine Gedichte vor, Pina Bausch macht eine Tournee durch den Urwald und Günter Jauch überredet Krombacher, für jede Kiste verkauften Bier einen Quadratmeter überschwemmten Landes trockenzulegen.

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