Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

24.06.2008 21:56 +Feedback
Vor einigen Tagen fand in der Volkshochschule Hannover eine Veranstaltung zu Palästina statt, bei der MdB Norman Paech (LINKE) als Redner auftrat. Zur Erinnerung: das ist der weltberühmte Hamburger Völkerrechtler, der sich nach seiner Pensionierung dermaßen daheim langweilte, dass er beschloss, Politiker zu werden. Er tritt als außenpolitischer Sprecher der Fraktion der LINKEN auf, zu seinen Spezialgebieten zählt - neben Tibet, Darfur, Simbabwe und Borkum - auch der Nahostkonflikt. Nun ist es für den weiteren Verlauf der Weltgeschichte im Allgemeinen und für den Fortgang des Nahostkonflikts im Besonderen völlig wurscht, was Prof. Paech seinen Zuhörern in der Hannoveraner VHS erzählt, ob er aus den Protokollen der Weisen von Zion oder aus dem Telefonbuch von Buxtehude vorliest. Solche Veranstaltungen wirken nicht nach Außen sondern nach Innen, sie dienen vor allem der parteilichen Identitätsfindung. Und deutsche Identitätsfindung hat schon immer vorzugsweise auf dem Rücken der Juden stattgefunden. Ging es früher um die Gretchenfrage der Antisemiten: “Kamerad, wie hältst du es mit den Juden?”, geht es heute um die antizionistische Variante: “Genosse, wie hältst du es mit Israel?”
Deswegen muss auch die neueste Paech-Posse in Hannover, an der auch die doitsch-israelische Gesellschaft beteiligt war, unter innenpolitischen Gesichtspunkten gesehen werden. Soll heißen: Paech setzt dort ein, wo Hohmann aufhören mußte. Und die LINKE tut so, als ginge sie das nichts an, denn sie hat ja noch Petra Pau im Angebot, die zum Kampf gegen den Antisemitismus in der ganzen Welt aufruft - nur nicht in der eigenen Fraktion.
Wir distanzieren uns nachdrücklich von dem Bericht der Gruppe “Anomy” über die Veranstaltung mit Prof. Paech, weil wir es uns nicht vorstellen können, dass ein MdB so redet, wie es Paech getan haben soll. Aber wenn auch nur die Hälfte der Zitate richtig und wahr ist, dann hat die LINKE ein Problem, mit dem sie sich beschäftigen sollte - bevor Petra Pau zur nächsten Antisemitismus-Konferenz nach Jerusalem aufbricht, um dort zu erzählen, wie schrecklich sie die Rabauken von der NPD findet.
Hier die Links:
Bericht der Gruppe Anomy Hannover
http://wind-in-the-wires.blogspot.com/2008/06/veranstaltungsbericht-der-gruppe-anomy.html
Das deutsche Herz für Palästina
http://anomy.blogsport.de/2008/06/12/das-deutsche-herz-fuer-palaestina/
Mit Antisemiten diskutieren
http://anomy.blogsport.de/2008/06/20/mit-antisemiten-diskutieren/
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