Heiligendamm ist ja wirklich schön, aber nach einer Woche in der ehemaligen Villa der Romanovs hatte ich das dringende Bedürfnis nach einer realen Welt. Also brachte ich den alten Bugatti zurück in die Berliner Garage und machte mich mit dem kleinen Rover auf den Weg in das Königreich der Oranjer - die Holländer mögen es nicht, wenn man mit Gebrauchsartikeln protzt. Kaum war ich an Hannover vorbei, wiesen mir Schilder den Weg nach Dortmund. Schon wieder Dortmund! Die Stadt der Tucken, Zombies und bloggenden Analphabeten. Mein Navi sagte: weiter geradeaus, und schon kam der Abzweig nach Osnabrück. In Bad Oeynhausen gabs den üblichen Superstau, weil die Umgehungsstraße seit 30 Jahren geplant aber nicht gebaut wird. Und dann war ich schon an der holländischen Grenze, genau 600 km weg von Berlin. Bei der Abfahrt nach Hengelo fiel mir ein: Hier wohnt und spukt Hajo Meyer, der Verfasser des bekannten Standardwerks “Das Ende des Judentums”. Ich überlegte kurz, ob ich abfahren und ihn besuchen sollte, gab die Idee aber auf. Man soll ältere Herrschaften nicht am Abend überraschen. Und wer weiss, vielleicht arbeitet er gerade wieder an einem Bestseller: “Das Ende der Oranjer” oder “Franjo und Verona - das Ende einer Legende”.
Eine Stunde später war ich in Naarden, der schönsten Kleinstadt der Niederlande. Die Straßen waren leer, die Kneipen voll. Holland spielte gegen Italien. Die Leute hatten sich orangefarbene T-Shirts, Schals und Perücken angezogen und feierten, als hätten sie Indonesien wieder erobert. Das einzige indonesisch-chinesische Restaurant hatte aber schon zu, keine Rijsttafel, nirgends. Also ließ ich mir nebenan im “Het Wapen van Naarden” von einer extrem vollbusigen Frau Antje eine Portion “jonge kaas” geben und mietete mich in einem Hotel außerhalb der “Vesting” ein. Nicht sehr romantisch, dafür aber geräumig. Morgen gehts weiter. In Haarlem wartet schon eine Rijsttafel. http://en.wikipedia.org/wiki/Indonesian_rice_table, http://www.indonesische-restaurants.nl/restaurant-derijsttafel.html