Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

29.06.2008 11:22 +Feedback
Es ist nicht einfach, fortschrittsgläubigen Menschen die Einsicht zu vermitteln, dass Antisemitismus nichts mit Bildung bzw. Unbildung zu tun hat, dass er bei Angehörigen der gebildeten Stände ebenso oft (und manchmal sogar öfter) vorkommt wie bei den sogenannten bildungsfernen Schichten. Und dass Antisemitismus nichts mit dem Verhalten von Juden, nicht mal mit deren Vorhandensein zu tun hat. Der Antisemit leidet an einer Obsession, der er sich lustvoll hingibt. Man erkennt ihn meistens daran, dass er sich immer auf seine vielen guten “jüdischen Freunde” beruft, neuerdings auch, dass er sich für eine “gerechte Lösung” im Nahen Osten einsetzt, die für Israel einer Endlösung gleichkäme. Der Antisemit findet immer einen Dreh, die Juden für das verantwortlich zu machen, was ihnen angetan wird, so wie der Vergewaltiger immer einen Grund findet, warum die Frau, die er vergewaltigt hat, selber schuld ist, dass sie vergewaltigt wurde.
In den 3oer Jahren behaupteten die Nazis, die Juden hätten ihnen den Krieg erklärt, akademische Irrlichter, wie der ehemalige NS-Wehrpsychologe Prof. Peter R. Hofstätter, vertraten diese Ansicht noch in den 7oer und 8oer Jahren. Zum antisemtisch-antizionistischen Mantra von heute gehört die Behauptung, die Zionisten hätten mit den Nazis kollaboriert, den Tod von Millionen von Juden in Kauf genommen, um ihr Ziel, die Gründung Israels, zu erreichen.
Und nun kommt einer und setzt alldem die Krone auf: Kein Bruchpilot, kein Dummbatz aus der letzten Reihe, kein gescheiterter Künstler - ein angesehener Professor, Arnd Krüger, Direktor des Sportwissenschaftlichen Instituts an der Uni Göttingen, Verfasser zahlloser sportwissenschaftlicher Arbeiten (u.a. “Nudism in Nazi Germany”, “Die Interdependenzen in der dualen Struktur des Sportmarktes”, “Der internationale Arbeitersport”). http://www.goettingen.studip.de/extern.php?module=Persondetails&range_id=b9d47e83d5d38ecbbca495cd5fa84359&username=Arndkrueger, http://www.sport.uni-goettingen.de/ifs/dozenten/akrueger/
http://ifs.sport.uni-goettingen.de/ifs/dozenten/akrueger/aufsatz.htm)
1972 veröffentlichte Krüger in der Zeitschrift “Leistungssport” einen “Nachruf auf die israelischen Opfers des Massakers von München” (http://www.getcited.org/pub/103390642), 36 Jahre später hat er sich des Themas wieder angenommen, mit ganz neuen Einsichten:
Arnd Krüger, Direktor des sportwissenschaftlichen Institutes der Universität Göttingen, hatte bei einer Tagung deutscher Historiker am vorvergangenen Freitag die These aufgestellt, dass die bei den Olympischen Spielen 1972 von Palästinensern ermordeten israelischen Sportler von dem Anschlag gewusst hätten und damit freiwillig in den Tod gegangen wären, um Israel zu nützen. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,562742,00.html
Bekannt geworden wurde die Geschichte durch einen Beitrag im Deutschlandfunk am 20. Juni:
Skandal auf Sporthistorikertagung in Göttingen
http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2008/06/22/dlf_20080622_1945_1e4f9d55.mp3
Krüger steht zu seinen Thesen, besteht aber darauf, kein Antisemit zu sein. Bestimmt hat auch er jüdische Freunde und möchte einen Beitrag zur Lösung der Palästina-Frage leisten. Aber jetzt kommt er erst einmal in die Hall of Fame des Wahnsinns:
http://www.haaretz.com/hasen/objects/pages/PrintArticleEn.jhtml?itemNo=996973
http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3561478,00.html
http://www.commentarymagazine.com/blogs/index.php/halper/13721
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