Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

16.08.2008   12:31   +Feedback

Rassismus in der Schweiz (und auch weiter nördlich)

Die Schweizer sind ein wenig unterkühlt, etwas bieder und ziemlich pedantisch. In einem Wettbewerb um Emotionalität, Herzlichkeit und Spontaneität würden sie keine Medaillen gewinnen. Man kann sich auch schwer vorstellen, dass die Schweizer sich geschlechtlich vermehren, sie tun es vermutlich, indem sie ein neues Konto eröffnen. Aber: Sie sind Demokraten und Republikaner von Geburt an. Was andere mühsam lernen müssen, das saugen sie mit der Muttermilch ein: Respekt vor dem Individuum, Skepsis vor dem Staat. Den Begriff “multikulturell” kennen sie nicht, sie sind es. Kaum ein Schweizer, der weniger als drei Sprachen sprechen würde. Sie kommen ohne einen Präsidenten aus und sparen damit viel Geld für Gehälter und Pensionen.  (In Deutschland werden derzeit gleich drei Bundespräsidenten voll entlohnt, demnächst könnten es vier sein.) Alle Macht geht vom Volke aus, jeder Kanton ist praktisch eine autonome Republik.

Von den rund 7.5 Millionen Einwohnern des Landes haben über 20% keinen Schweizer Pass. Dieser Anteil schwankt zwischen 8% in ländlichen Kantonen wie Uri und 39% im Kanton Genf. Dazu kommen noch naturalisierte Schweizer, die nicht separat gezählt werden. Einen höheren Anteil von “Bürgern mit Migrationshintergrund” gibt es in keinem anderen europäischen Land.

Den Schweizern Demokratie beibringen zu wollen, wäre so albern, als würde man den Ägyptern erzählen, wie man Falafel macht. Oder den Hamas-Leuten erklären, wie man Raketen baut. Dennoch bekommen die Schweizer soeben eine Nachhilfe in Antirassismus, und das ausgerechnet vom UNO-Ausschuss gegen Rassendiskriminierung (CERD) in Genf, wo man wegen der skandalösen Zustände in der Schweiz noch nicht dazu gekommen ist, sich mit der Verhältnissen im Sudan, in Südafrika und in Russland zu beschäftigen. Schauen Sie mal hier: http://www.swissinfo.ch/ger/news/newsticker/Schweiz_muss_laut_UNO_Komitee_mehr_gegen_Rassendiskriminierung_tun.html?siteSect=146&sid=9535701&cKey=1218811873000&ty=ti&positionT=1

Auch mit den Zuständen in Deutschland ist der UN-Ausschuss nicht glücklich. Er moniert u.a. rassistische Übergriffe gegen Juden und Muslime, was sich prima anhört, wenn es nicht so wäre, dass eine erhebliche Anzahl der Übergriffe gegen Juden auf das Konto von Muslimen geht. Was der Ausschuss nicht weiss oder nicht wissen will, jedenfalls aber wissen könnte, wenn er sich mit der Materie beschäftigt hätte. http://www.ksta.de/html/artikel/1218796984824.shtml

Inzwischen ist auch das seit jeher ausländerfeindliche Dänemark ins Visier der Menschenrechtler geraten. Der Europäische Gerichtshof hat die restriktive Politik der Dänen gegenüber “Familiennachzug” gerügt. Irgendwann ist den Dänen aufgefallen, dass sie 4o% ihrer Sozialleistungen an 4% der Bevölkerung zahlen, worauf sie die Einwanderungsbestimmungen geändert haben. Worauf Dänemark von den EU-Richtern die Rote Karte bekam, was ein dänischer Politiker wiederum mit dem Satz kommentierte: “27 Richter in Luxemburg haben in Dänemark mehr Macht als das dänische Parlament.” Aber allein so ein Satz grenzt schon an Rassismus. http://www.taz.de/1/politik/europa/artikel/1/ohrfeige-fuer-daenemarks-regierung/

Und so geht der Kampf gegen jede Art von Diskriminierung weiter. Sobald die erste Muslima findet, sie werde diskriminiert, weil andere Frauen keine Burka tragen, werden sich der Europäische Gerichtshof und der UN-Ausschuss gegen Rassismus des Falles annehmen. Burka für alle!

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