Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

05.08.2008   10:07   +Feedback

Israel muss weg!

Max Horkheimer hat viel Kluges und viel Dummes in die Welt gesetzt, darunter den Satz: “Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen.” Daraus wurde in den 6oer Jahren der linke Gemeinplatz: „Kapitalismus führt zum Faschismus!“

Und nun kommt Norman Paech daher und sagt: „ Wer sich ernsthaft mit dem Islamismus auseinandersetzt, kommt nicht darum herum, sich auch mit dem Zionismus auseinanderzusetzen.“

Mit diesem Satz fängt Paech einen längeren Text über „Zionismus in der arabischen Welt“ an, den die nationalbolschewistische „junge Welt“ am 31.7. veröffentlichte.
http://www.jungewelt.de/2008/07-31/021.php

Nach dem furiosen Einstieg fährt Paech fort: „ Der Anspruch, einen religiös fundierten Judenstaat in Nahost zu errichten und seine Grenzen Zug um Zug auf Kosten der dort lebenden Palästinenser zu erweitern, kann nicht auf das Verständnis der Araber zählen, deren Rechtsbewußtsein so nachhaltig verletzt wird. Da auch die Großmächte und die UNO, die Israels Existenz garantieren, den Verdrängten keine Perspektive bieten, wächst angesichts eines militärisch hochgerüsteten, über Atomwaffen verfügenden und zudem die Resolutionen der UNO permanent missachtenden Israel ein islamischer Fundamentalismus heran, der in seiner politischen wie militärischen Ohnmacht dann zur Gewalt aus Verzweiflung greift.“

Ja, so kann man es natürlich sehen. Weil die Juden bereits in den zwanziger Jahren an der Atombombe bastelten, tauchten in Ägypten die ersten radikal-islamischen Gruppen wie die Muslimbruderschaft auf;  später begannen die Afghanen aus Frust über jüdische Siedler in Palästina ihre Frauen in Burkas zu verpacken. Weil das sprichwörtliche Rechtsbewusstsein der Araber allein durch den Umstand, dass es „einen religiös fundierten Judenstaat“ in Nahost gibt, „so nachhaltig verletzt“ wird, können die arabischen Reitermilizen nicht anders, sie müssen die schwarzen Moslems in Darfur massakrieren. Und weil die Mädchen am Strand von Tel Aviv besser aussehen als die Bräute an den Promenade von Algiers, musste die “Front Islamique du Salut” einen Bürgerkrieg vom Zaun brechen, in dessen Verlauf ganze Dörfer ausradiert wurden. So weit kann Verzweiflung aus Ohnmacht gehen. Denn irgendwie hängt alles mit allem zusammen.

Deswegen hat Paech im Prinzip Recht, wenn er sagt, dass man sich mit dem Zionismus auseinandersetzen muss, wenn man wissen will, woher der Islamismus kommt. Obwohl der Gedanke nicht ganz taufrisch ist. Wenn man z.B.  verstehen will, wie der Nationalsozialismus entstanden ist, muss man über das Judentum reden. Denn ohne Juden keine Nürnberger Gesetze, keine Endlösung der Judenfrage und letzten Endes auch kein Drittes Reich, dessen Mission der Kampf gegen das Weltjudentum war. Man kann es auch knapper sagen: Die Juden sind an allem schuld - am Christentum, am Kommunismus, am Kapitalismus, am Nationalsozialismus, am Antisemitismus und nun auch am Islamismus.

Das ist es, was uns Norman Paech sagen will: Immer die Juden!

Es gibt viele heimliche und unheimliche Antisemiten, die sich zwanghaft an Juden abarbeiten. Das muss man so nehmen, wie es ist: Eine schwere Störung, die Vernichtungsphantasien in politische Strategien umsetzt. Zur Zeit ist es der „säkulare demokratische Staat in Palästina“, der den „religiös fundierten Judenstaat“ ersetzen soll. Israel muss weg. Nur darauf kommt es an.

Darüber kann man reden. Man muss nur wissen: Wer sich mit Paech auseinandersetzen will, kommt nicht darum herum, sich auch mit den Strategen der letzten Endlösung zu beschäftigen – bevor die nächste losgeht.

 

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