Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

11.09.2008   11:03   +Feedback

Die Polizei, dein Freund und Wecker

Es passiert nicht oft, dass ich kurz nach Mitternacht durch einen Telefonanruf aus dem Schlaf geklingelt werde. Zuerst dachte ich: Ist was mit Oma? Dann: Was will mein Broker um diese Zeit? Schließlich: Das können nur die Jungs vom Mossad sein. Ich schaute auf die UIhr, es war kurz nach acht. “Hier spricht Polizeioberkommissar T. in Berlin, sind Sie Herr Broder?” - “Ist schon gut, Nathan”, sagte ich, “Überraschung gelungen, jetzt lass mich wieder schlafen”. - “Hier ist nicht Nathan, hier ist Polizeioberkommissar T. in Berlin.” Langsam wurde ich wach. “Ick hab hier nen Haftbefehl gegen Sie vorliegen, und ick dachte, dat muss doch nicht sein, dat kann man doch anders regeln. Wenn Sie dat Knöllchen bezahlen, nehm ich Sie aus der Fahnung raus.” Das konnte nur die Leipzig-Geschichte sein. POK T diktierte mir das Aktenzeichen, die Kontonummer und die Bankleitzahl, dazu die Referenznummer. Ich schrieb alles auf, wiederholte die ellenlangen Ziffernfolgen und fragte am Ende: “Woher haben Sie meine Telefonnummer?” - “Na, aus unseren Unterlagen!” - “Dann schauen Sie doch mal in Ihren Unterlagen nach, ob gegen die drei Jungs, die mich neulich in Kreuzberg, beraubt haben, auch Haftbefehl erlassen wurde.” - “Hören Sie uff”, sagte POK T, “ick kenn den Fall, Sie sprechen mir aus der Seele, mir gehen die Nackenhaare hoch, wenn da so einer kommt uns sagt: ‘Ick bin Migrant, ick kann nix dafür, dass ich die Leute ausraube’, mich kotzt dat sowat von an, ick frag mich auch, warum da nix unternommen wird, aber so ist dat eben”. Dann plauderten wir noch eine Weile über die Arbeit der Polizei und ich legte mich beruhigt wieder schlafen.

Permanenter Link

Achgut  Inland  

Die Achse des Guten