Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

06.09.2008   16:50   +Feedback

Der Mittwoch des Jahres

Wie es der Genosse Zufall will, wurden am vergangenen Mittwoch zwei wichtige Gerichtsentscheidungen bekannt. Ein Kölner Gericht entschied, der Vorwurf des Antisemitismus sei zwar grundsätzlich von der Meinungsfreiheit gedeckt, müsse aber im Einzelfall “begründet” werden, was uns an ein besonders gelungenes Titelblatt der “Titanic” vom Juli 2002 erinnert: https://www.titanic-magazin.de/shop/index.php?action=showdetails&from=list&pageNr=1&productId=3f7176a50c346
Fast gleichzeitig entschied der Europäische Gerichthof in Luxemburg, Maßnahmen gegen Terrorverdächtige, deren Vermögen in der EU eingefroren wurde, müßten “begründet” und den Betroffenen die Möglichkeit gegeben werden, sich vor Gericht dagegen zu wehren. Natürlich sind beide Entscheidungen richtig, sie wurden auch ausführlich begründet.

Alles wäre viel einfacher, wenn Antisemiten, die sich antisemitisch (vulgo: “antizionistisch”) äußern, ihre Erklärungen mit dem Satz ankündigen würden: “Achtung! Gleich kommt ein antisemitisches Statement!” Und wenn Personen, Stiftungen und Institutionen, die den Terror fördern, die entsprechenden Beträge mit dem Zusatz markieren würden: “Verwendungszweck: Terrorförderung”, statt sie als humanitäre Hilfe für Hamas-Suppenküchen und Hisbollah-Kindergärten zu deklarieren.

Zugleich mit diesen beiden Entscheidungen hat das Europa-Parlament letzten Mittwoch eine wegweisende Entscheidung gegen Sexismus in der Werbung getroffen. Mit großer Mehrheit forderten die Abgeordneten das Verbot von Werbespots, die diskrimierende Botschaften auf der Grundlage von Geschlechterklischees vermitteln. Das heißt, die Hausfrau am Herd oder an der Waschmaschine soll aus der Werbung verschwinden. Ebenso der Mann mit einem “Flex” in der Hand. Werbespots sollen kein Geschlecht bevorzugen oder benachteiligen.

Auch das finden wir richtig aber nicht genug. Dieselben Regeln müssen auch für die Berichterstattung gelten. Wir nehmen Abschied von Frauen im Kreißsaal und freuen uns schon auf Männer in der Menopause.

 

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