Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

01.09.2008   16:30   +Feedback

Great Minds Think Alike

Was haben Alfred Grosser und Jamal Karsli gemeinsam? Beide sind passionierte Israel-Kritiker, was ja inzwischen ein ganz normaler Beruf ist, wie Eventmanager und Insolvenzverwalter. Bei Grosser kommt noch ein ausgeprägtes Gefühl für Menschlichkeit und Gerechtigkeit dazu, das vor allem dann aktiviert wird, wenn es um ihn geht, wie zuletzt hier: (http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2007/02/03/a0193) Ja, wenn eine Zeitschrift einen Text von Grosser, der vor allem aus Zitaten von Grosser besteht, nicht abdruckt, dann handelt es sich nicht nur um einen Akt der Zensur, sondern um einen Anschlag auf die Meinungsfreiheit, in letzter Konsequenz um eine “Beleidigung des Humanismus”. Jetzt hat Ekel Alfred wieder zu einem aktuellen Thema Stellung bezogen, das ihn unmittelbar angeht. Denn nach den Nürnberger Gesetzen, die noch immer gelten, ist er ein Volljude: “Wer schreibt das hier? Ich sei ja gar kein richtiger Jude, wird man einwenden, hätte also noch weniger Mitspracherecht als andere. Es stimmt, ich gehöre keiner jüdischen Gemeinde an und bin, nach der treffenden Definition eines deutschen Journalisten, ein „jüdisch geborener, mit dem Christentum geistig verbundener Atheist“. Aber mit meinen vier jüdischen Großeltern war ich für Hitler ein Volljude. Die Mitglieder meiner Familie, die durch Hitlers Verfolgung direkt oder indirekt umgekommen sind, sind als Juden gestorben.” http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~E6120A6560BB94FCBB91B5686F14BA1BC~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlefeed
Wäre auch nur ein Opa oder nur eine Oma nicht jüdisch gewesen, hätte Grosser heute ein Problem und müßte sich eine andere Begründung einfallen lassen, warum er immer Israel kritisieren muss: http://www.internationalepolitik.de/archiv/jahrgang2007/februar2007/warum-ich-israel-kritisiere.html

Ein wenig anders liegen die Dinge im Falle von Jamal Karsli. Der kann schon deswegen kein Anti-Semit sein, weil er selber ein Semit ist. Allerdings redet er gerne von einer “zionistischen Lobby in Deutschland”. http://de.wikipedia.org/wiki/Jamal_Karsli Er war zuerst Grüner, dann Liberaler und hat seinen Freund und Förderer Jürgen Möllemann ins Unglück gestürzt. Als Vorsitzender einer bedeutenden Partei macht er kaum von sich reden, dafür umso mehr als Interviewpartner im syrischen Fernsehen (http://www.hagalil.com/archiv/2005/07/karsli.htm) und im deutschen Programm des iranischen Rundfunks, wo er vor kurzem den “Fall Watzal” erklärt hat, einen Skandal, der den Hörern von IRIB ganz besonders am Herzen liegt. http://german.irib.ir/index.php?option=com_content&task=view&id=13968&Itemid=35
Karsli behauptet also, dass Watzal aufgrund der Intervention “von allen israelischen Lobbyisten” dieser Welt entlassen wurde, “ein Mann, der sich immer wieder für einen gerechten Frieden im Nahen Osten eingesetzt hat”. Ebenso wie Hajo Meyer, Frau F. Langer und ein israelischer Prof. namens “Elan Paper”, der “ein Buch mit dem Titel “Die ethnische Säuberung in Palästina” geschrieben hat, worauf er Israel verlassen wußte. Das stimmt zwar nicht ganz, aber es klingt so gut wie Karslis rosa Saccos aussehen.

Watzal selbst sieht das anders. Er behauptet, nicht entlassen worden zu sein. Er wurde nicht einmal “versetzt”, sondern nur innerhalb der Behörde “umgesetzt”: http://www.watzal.com/Benjamin_Weinthal_Kampagnenjournalismus.pdf Es scheint sich also um einen Fall von mangelnder Koordination zu handeln. Während die Watzal-Fans, von Jamal Karsli bis zu dem Dortmunder Ruhestandskünstler, von einer “Kampagne” gegen Watzal krakeelen, die ihn um seine Existenz bringt, scheint sich der große “Wissenschaftler, der sich auf die Nahostpolitik konzentriert und dazu mehrere Bücher veröffentlicht hat” in seinem Job wohl zu fühlen. Er muss nur noch ein paar Jahre bis zur Rente absitzen und kann sich dann ganz seinem Hobby, der Israel-Kritik, hingeben. Und dann könnten Alfred Grosser, Ludwig Watzal und Jamal Karsli eine Selbsthilfegruppe (wie wäre es mit: “Anonyme Antisemiten”?) gründen, um angehende junge Talente in der Kunst der “Israel-Kritik” zu unterweisen.

 

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