Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

15.11.2008   16:01   +Feedback

Fuck you, Goethe!

Wenn ein Goethe-Instituts-Leiter früher nicht wusste, was er mit seinem Programm-Etat machen sollte, dann organisierte er eine “Retrospektive” mit Filmen von Werner Herzog, Wim Wenders und Rainer Werner Fassbinder. So was ging immer. Oder er lud zu einer Konferenz über “Deutsche und Juden - Perspektiven und Prognosen” ein. Das konnte auch nicht schiefgehen, weil sich die Teilnehmer bereits von vorausgegangenen Konferenzen über “Juden und Deutsche - Synthesen und Symbiosen” kannten.
Heute laden die Goethe-Instituts-Leiter DJs aus Nord- und Südkorea nach Kabul ein, um sie über “Herausfsorderungen der Postmoderne in der Pop-Kultur” diskutieren zu lassen. Um mit solchen Initiativen Schritt halten zu können, hat sich das Goethe-Institut in Ramallah jetzt etwas ganz Besonderes ausgedacht. Es läßt den Berliner Rapper “Massiv” durch die Westbank touren, als Friedensbotschafter. Für diese Aufgabe hat sich Massiv nicht nur durch seine Figur, mit der er jeden Disko-Türsteher-Contest gewinnen könnte, qualifiziert, sondern auch durch seine Texte, in denen geschlagen und gehauen wird, bis der Notarzt kommt. http://www.welt.de/berlin/article2720965/Rapper-Massiv-soll-Friedensbotschafter-werden.html

Weil aber bei Goethe die eine Hand nicht weiss, was die andere treibt, hat sich der Präsindent des Hauses von der Idee, Massiv als Friedensbotschafter einzusetzen, distanziert. Um den laufenden Betrieb nicht zu stören, hat er mit seiner Stellungnahme freilich bis zum Ende der Tour gewartet. http://www.morgenpost.de/berlin/article978441/Goethe_Institut_distanziert_sich_von_Rapper_Massiv.html

Wir finden das kleinlich. Wenn Jassir Arafat den Friedensnobelpreis bekommen konnte, Norman Paech als außenpolitischer Sprecher der LINKSfraktion agieren darf, dann spricht auch nichts dagegen, “Massiv” als Friedensbotschafter in Palästina einzusetzen. Das kann nur noch getoppt werden, wenn Daniel Küblböck zum Präsidenten des deutschen Pen-Clubs ernannt wird. Ein Buch hat er schon geschrieben.

 

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