Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

27.10.2008   12:26   +Feedback

Arschgeweih mit Strandkorb

Ich bin ja ein Hard-Core-TV-Junkie, ich schaue alles, auch “brisant” in der ARD und “leute heute” im ZDF. Neulich hab ich sogar “Domian” im wdr3 gesehen, und das war so, als würde man einem Proktologen bei der Arbeit zusehen. Aber das war alles Kindergeburtstag gemessen an “Effenbergs Heimspiel”, einer Doku-Soap, die derzeit auf RTL läuft. Die Effenbergs ziehen um, von Florida nach München, und das RTL ist immer dabei.
Sehenswert ist die Serie aus zwei Gründen: Erstens, weil man lange nichts mehr Neues über das Prekariat erfahren hat: Wie es lebt, wie es redet und wie es sich gerne darstellt. Und vor allem, was passiert, wenn es zu Geld gekommen ist. Während Clauda einem amerikanischen Möbelpacker beibringt, wie man das Wort “Strandkorb” ausspricht, denkt Stefan darüber nach, was ihn in Deutschland erwartet, wenn er dort mit seinen beiden Mustangs ankommt. “Es ist so, dass die neidisch sind auf die Dinge, die du hast, die du tust, die du verdienst. Erwartet Deutschland von mir, dass ich mit nem Pipi-Auto, mit einer Ente, um die Ecke komme? Geht ja nicht, oder?”
http://rtl-now.rtl.de/effenberg.php?player=1&play_last=1
Zweitens, weil man daran erinnert wird, wie weit die Verprollung der Gesellschaft vorangeschritten ist. Als ob es nicht reichen würde, dass sich Eunuchen, Bruchpiloten und Rentner im Internet ausmähren können, bekommt jetzt auch noch jedes Arschgeweih die Gelegenheit, seine Tattoos im Fernsehen vorzuführen.

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