Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

25.03.2009   04:26   +Feedback

Around the Mall 9

Seit ich herausgefunden habe, dass “Seniors and Disabled” für 50 Cent im “Circulator” und für 60 Cent im Metro-Bus kreuz und quer durch die Stadt fahren können, bin ich nur noch mit Bussen unterwegs. Es dauert länger als mit der U-Bahn, dafür bekommt man mehr von der Stadt mit. Und niemand will einen Senioren- oder Behinderten-Ausweis sehen. Dafür sagt der Fahrer beim Einsteigen “Hi” und beim Aussteigen “Thank you!” als hätte man ihm einen Gefallen getan. Also bin ich heute erst einmal von Georgetown zur Massachusetts Avenue/18. Straße gefahren. Wir waren im “Indian Experience” verabredet., zu einem “All-you-can-eat”-Lunch mit indischen Spezialitäten. Was mich an diesen “All-you-can-eat”-Angeboten jeck macht, ist nicht, dass man zu viel isst, sondern dass einem keiner sagen kann, was mit dem übrig gebliebenen Essen passiert. Wird es weggeschmissen? Wird es am nächsten Tag wieder serviert? Bekommen es die Mitarbeiter? Ärgerlich bei “All-you-can-eat” ist auch, dass es, anders als in normalen Menü-Restaurants, keine Doggy-Bags gibt, die man nach Hause mitnehmen kann. Es ist eben “All-you-can-eat” und sonst nix.

Nach dem Lunch dachte ich, es wäre Zeit für etwas Neues: Chinatown. Das heisst, eine Chinatown wie in NY oder SF gibt es in Washington nicht, es ist praktisch nur ein Stück der H-St. zwischen der 7. und der 6. Straße. Ich schaute im Goethe-Institut vorbei, um meine emails zu lesen und beschloss dann, mir den Bart stutzen zu lassen. Gar nicht es einfach, weil es in Chinatown kaum noch Chinesen und so gut wie keine Friseure mehr gibt. Schliesslich fand ich einen in einer “Chinese Art Gallery”. Die Behandlung kostete fünf Dollar. Wenn ich das ein Jahr lang einmal pro Woche mache, habe ich - verglichen mit den Berliner Preisen - so viel gespart, dass mich der Flug nach Washington praktisch nichts kostet.

Auf dem Weg zum Bus lief ich an Hooters vorbei, schräg gegenüber dem Goethe-Institut in der 7. St. Es war rappelvoll! Die Spezialität von Hooters sind nicht die Bürgers, die Chicken Wings oder die Steamed Clams, sondern die Bedienungen. Dagegen sehen die Mädels, die zum Miss-Germany-Wettbewerb antreten, wie Klone von Mutter Beimer aus. Statt “All-you-can-eat” gibt es bei Hooters “All-you-can-see”. http://www.hooters.com/ Männern, die einen Herzschrittmacher tragen, wird dringend vom Besuch des Lokals abgeraten. Und sobald das erste Hooters in Riad oder Islamabad aufmacht, wird sich jeder interkulturelle Dialog erübrigen.

Langsam wurde es Zeit, an das Abendmahl zu denken. Nach J. Paul’s (http://j-pauls.capitalrestaurants.com/) war wieder ein Asiate an der Reihe, das Basil in der Wisconsin (http://basilthaidc.com/). Ich nahm den Circulator und stieg nach 20 Minuten direkt vor dem Basil aus. Leon und Peter waren schon da. “Nice to see you again!”, sagte die Chefin. Wir bestellten den Crispy whole fish in einer scharfen Soße und ließen ein abgenagtes Skelett zurück.

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