Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

08.03.2009   21:22   +Feedback

Raus aus diesem Haus!

Der Karneval ist schon eine Weile vorbei, aber in Heinsberg, einer Gemeinde bei Aachen, stehen noch immer janz viele Jecken op de Strass und schreien sich warm. “Wir wollen keine Kinderschänderschweine!” und “Raus aus diesem Haus!” In dem Haus, vor dem sie stehen und schreien, hat ein Mann, der 20 Jahre im Knast saß, bei seinem Bruder Obdach gefunden. Nach der Entlassung hatte er sonst niemanden, bei dem er unterkommen konnte. Karl D., 57, ist genau der Nachbar, den keiner haben möchte, was man gut verstehen kann. Er hat drei Frauen vergewaltigt. Jetzt haben die Einwohner von Heinsberg Angst um ihre Frauen und Kinder. Und deswegen entwickeln sie Gewaltphantasien. Wenn sie nur könnten, wie sie möchten… Zumindest ist in Heinsberg was los, und wer den rechtschaffenen Mob im Fernsehen gesehen hat, der würde lieber um Mitternacht in der Kasba von Hebron spazieren gehen als mittags durch Heinsberg. Es liegt Mordlust in der Luft. Und anders als im Falle von Terroristen, die Menschen in Massen umbringen, will keiner wissen, ob der Mann vielleicht eine schwere Kindheit hatte oder Opfer gesellschaftlicher Verhältnisse wurde. Er hat vergewaltigt, das reicht. - Was würden die Einwohner von Heinsberg unternehmen, wenn ein oder zwei Häftlinge von Guantanamo, für deren Freilassung sich die Bundesregierung einsetzt, nach Heinsberg verlegt würden? Raus aus diesem Haus? Oder: Willkommen Fremde! Es käme auf einen Versuch an. In Heinsberg bei Aachen oder woanders.

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