Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

04.03.2009   23:09   +Feedback

Abi und die Tochter des Sonnenkönigs

Mein alter Freund Abi Melzer, der größte Verleger aller Zeiten (GRÖVAZ), klebt an mir wie Hundekacke an einer Profilsohle. Obwohl ihm sein Arzt nach zwei Infarkten und einer Pleite Ruhe verordnet hat, liest er nicht nur achgut, sondern teilt mir auch mit, was er von den Beiträgen hält. Und so fange ich jeden Text, den ich schreibe, mit der Frage an: “Was wird wohl Abi dazu sagen?”

Denn Abi kann das Wasser nicht halten, er hat z.B. das Forum der Jüdischen Allgemeinen so lange vollgemüllt, bis es geschlossen wurde. An dieser Art der Inkontinenz leidet er nicht erst seitdem er sich selbst verrentet hat. Beim Aufräumen alter Korrespondenzen habe ich einige Briefe gefunden, die er mir 1991 (!) geschrieben und gefaxt hat. In einem dieser Briefe will er wissen: “Bist du nicht mehr der Henryk, denn (!) ich von früher kenne?” In einem anderen belehrt er mich darüber, wie wichtig die Re-Animation der orthodoxen Gemeinde “Adass Israel” durch den früheren Anti-Zionisten Mario Offenberg ist: “Die Existenz einer zweiten jüdischen Gemeinde ist für mich von grundsätzlicher Natur und wenn Du schon der Meinung bist, daß Adass ein Familienbetrieb ist, dann möchte ich gerne Deine Meinung zur Jüdischen Gemeinde wissen. Handelt es sich da nicht um einen Privatbetrieb mit 340 Angestellten”, der von Heinz Galinski wie ein “Sonnenstaat” regiert wird, der sei “schon 44 Jahre an der Macht, länger als Moses”.

Das war noch relativ nett. Wir haben damals alle um die Wette über Galinski geschimpft. Wer es schaffte, von ihm aus der Gemeinde rausgeschmissen zu werden oder ein Hausverbot zu bekommen, hatte etwas geschafft, womit er eine Riesenwelle angeben konnte. Unvorstellbar war dagegen, dass irgendein zurechnungsfähiger Mensch aufstand und sich mit den Worten vorstellte: “Ich bin der Sohn/die Tochter von Heinz Galinski…”

Seit Heinz Galinski tot ist, hat er allerdings eine Tochter, die sich überall als “die Tochter von Heinz Galinski” vorstellt. Andere Menschen haben das Abitur, einen Beruf oder einen Opel Vectra, nur Frau Evelyn hat einen Vater, dessen Namen sie vermarktet.

Wie das Leben so spielt: Abi und EHG sind inzwischen dicke Freunde. Dabei macht es der verzweifelten Hausfrau aus 79429 Malzberg-Marzell nichts aus, dass Abi früher Pornos verlegt (“Der geile Staatsanwalt”) und über ihren Vater bös geredet hat. Denn jetzt kämpfen beide für einen gerechten Frieden im Nahen Osten. Und noch bevor die Hamas und die Fatah sich wieder versöhnt haben, wird EHG aufstehen und sagen: “Ich bin die Tochter von Heinz Galinski, der die Jüdische Gemeinde von Berlin wie einen Sonnenstaat regiert hat und 44 Jahre an der Macht war, länger als Moses.”

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