Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

20.05.2009   01:02   +Feedback

Ein Überlebender der Wende

Bei Kerner sitzt eine zehnköpfige Familie, Mutti, Vati und acht Kinder, nette Leute, die sich nicht vom Staat aushalten lassen. Dennoch kann ich so viel Glück nicht aushalten. Bald könnten wieder Mutterkreuze eingeführt werden. Also rüber zu Maischberger: 60 Jahre Deutschland - Sind die besten Jahre vorbei? Endlich mal meine Sendung ohne eine allein erziehende Mutter, die sich nicht mehr erinnern kann, vom wem sie ihre Kinder bekommen hat. Dafür Gregor Gysi (“Die DDR war kein Unrechtsstaat”), Guido Knopp, Wolfram Weimer und ein Mann, den ich noch nie gesehen habe, ein Albino in einem karierten Sakko. Der Mann heisst Uwe Steimle, ist Sachse und Kabarettist, trägt es also auf beiden Schultern,   ein in Leipzig weltbekannter Honecker-Imitator, aber da ich im MDR immer nur Cindy aus Marzahn gucke, kenne ich ihn nicht. Während Knopp, Gysi und Weimer es langsam angehen lassen, steht der volkseigene Albino unter Strom: “Ich bin ein Überlebender der Wende”, ruft er; “der Fortschritt kann nur heißen: Verzichten”; es kommen noch weitere Kalendersätze. “Leben heisst Veränderung” und “Was uns fehlt, ist die Spiritualität.”
Was uns vor allem fehlt, ist eine Zeitmaschine, um den Ostalgiker heim zu schicken, wo er keine Studiengebühren zahlen musste. Ich komme ihn dann gerne besuchen, auf einer Aussichtsplattform, sobald die Mauer wieder errichtet wurde.

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