Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

10.05.2009   16:48   +Feedback

Ausgefeiert

Wie gerne hätte ich Eltern gehabt, die in der Lage gewesen wären, mir ein Motto auf den Lebensweg zu geben, z.B.: “Ich habe Auschwitz nicht überlebt, um zu neuem Unrecht zu schweigen.” Mein Vater, der einige der besten deutschen Erziehungsanstalten im besetzten Polen besucht hatte, sagte immer nur: “Geh endlich zum Friseur, was sollen die Nachbarn von uns denken!” Meine Mutter, die ein paar sehr aufregende Wochen in dem Steinbruch bei Oswiecim verbringen durfte, bevorzugte zwei andere “Sager”, die sie im passenden Moment einsetzte: “Weg, dreck, bo gowno jedzie” und “Junge Huren, alte Betschwestern.” Sie war nicht gebildet, hatte dafür ein Gespür für Aufspringer und Umsteiger.
Der Satz fiel mir heute ein, als ich im Berliner Klassik-Radio die “Rezension” eines Buches hörte, das Christiane Backer geschrieben hatte. Christiane wer? Nur die Älteren unter uns, die mit Lys Assia, Peter Kraus, Bully Buhlan und Caterina Valente groß geworden sind, werden sich noch an Christiane Backer erinnern. Sie war mal ein Star bei MTV und wurde von der wunderbaren Esther Schweins als “Christiane Kacker” bei “RTL Samstag Nacht” parodiert. Mitte der 90er Jahre wurde es still um Christiane Backer, jetzt ist sie wieder da, mit einem Buch, in dem sie beschreibt, warum sie es besser findet, fünmal am Tag zu beten als nachts durchzufeiern: http://ullstein-verlag.de/listhc/buch.php?id=12594&page=novitaeten&sort=titel&sort=titel&auswahl=A&pagenum=1
Schade, dass Mutter Broder das nicht mehr erlebt hat. Es wäre ihr sicher ein passender Spruch eingefallen.

Permanenter Link

Achgut  Kultur  

Die Achse des Guten