Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

01.05.2009   00:40   +Feedback

Ellen unplugged

Es ist still geworden um den Holocaustüberlebenden, Friedensaktivisten und Mundharmonikaspieler “Prof. Dr.” Reuven Moskovitz. Er hat sein Eckchen in der Hall of Fame der Hochtapler und Aufschneider gefunden, neben Gert Postel und Benjamin Wilkomirski. http://www.odenwald-geschichten.de/?p=1672 Jetzt betreten andere Pausenclowns die antizionistische Arena, z.B. Reuven Cabelman, ein Mann ohne Gesicht aber mit Eigenschaften: Angeblich 54 Jahre alt, deutscher Jude mit preußisch-schlesischen und pfälzischen Wurzeln, Vater von sechs Kindern und extrem mobil. Er soll zugleich in der Nähe von Köln, in Antwerpen und London leben - wovon allerdings, das wird auf den obskuren Seiten, die sein Erbrochenes online stellen, nicht verraten. “Als orthodoxer Jude will ich Ihnen auf diesem Wege meine uneingeschränkte Solidarität übermitteln”, schreibt Cabelman an den Duisburger Stadtrat Dierkes, der zum Israel-Boykott aufgerufen hat; er richtet sich “an die in Deutschland lebenden Muslime, um ihnen die Botschaft zu überbringen, dass authentisches Judentum nichts gemeinsam hat mit der zionistischen Ideologie”; in einem “Wort zu Pessach” findet er, es sei “allerhöchste Zeit, dass der Trennungsstrich zwischen den dem Wahnsinn verfallenen zionistischen Führern und ihren Anhängern auf der einen Seite und den Juden auf der anderen Seite noch dicker gezogen wird”.

Und so konnte es nicht ausbleiben, dass auch Ellen Rohlfs auf Reuven Cabelman aufmerksam wurde.

Ellen Rohlfs ist “ist die deutsche Stimme Uri Avnerys, die autorisierte Übersetzerin seiner allwöchentlich erscheinenden analytischen und bissigen Kommentare zur aktuellen Situation…, die deutsche Vertreterin der israelischen Friedensgruppe Gush Shalom; Gründungsmitglied von ICPPP (Internationales Committee for Protection of Palestinian People, Sektion Deutschland)” und Autorin einer “Dokumentation”, die sie selbst verlegen musste, “denn welcher deutsche Verlag kann sich mit dem Staat Israel und den deutschen Zionisten so rücksichtslos anlegen, ohne seine Existenz zu gefährden?” Ellen Rohlfs ist trotz ihres Alters von 82 Jahren extrem umtriebig, dennoch zu faul oder zu geizig, um sich eine eigene Seite zuzulegen. Deswegen hat sie sich auf dem Rechner der Uni Konstanz “eingemietet” und einen Text von Reuven Cabelman eingestellt. http://www.uni-konstanz.de/FuF/wiwi/laufer/Ellen-Rohlfs/Zionistische-Ideologie.pdf

Ich fragte bei der Uni Konstanz nach, ob dies “mit Wissen und Zustimmung” der Uni geschieht. Bald darauf bekam ich eine Antwort vom Rektor, Prof. Gerhart von Graevenitz: “Ohne unser Wissen sind unter der Internetadresse der Universität Konstanz Texte antiisraelischen und antisemitischen Inhalts eingestellt worden. Ich stelle hiermit fest, dass diese Inhalte Überzeugungen wiedergeben, die an der Universität Konstanz auf entschiedene Ablehnung stoßen. Im Gegenteil pflegt die Universität Konstanz seit vielen Jahren eine enge freundschaftliche Partnerschaft mit der Universität Tel Aviv. Über den an der Universität Konstanz angesiedelten ‘Förderkreis für die Zusammenarbeit zwischen den Universitäten Konstanz und Tel Aviv’ und den lebendigen Kontakt zur Lion-Stiftung werden jährlich Forschungsprojekte zwischen den beiden Hochschulen sowie ein reger Studierendenaustausch gefördert. Die entsprechenden Seiten wurden gelöscht und sind weder über die Webseiten der Universität Konstanz noch über den vormaligen Link zu erreichen.”

Na bitte, geht doch.

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