Infantile Wesen, Individuen aber auch Gruppen, neigen zum autoritären Verhalten, aktiv oder passiv. Wenn sie nicht kommandieren können, wollen sie kommandiert werden. „Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu stehn. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen” , hat Tucholsky mal geschrieben. Eltern die mit ihren verhaltensgestörten Kindern nicht klar kommen und den Griff zu Retalin scheuen, tun gut daran, die kleinen Terroristen beim Halmaspiel gewinnen zu lassen, damit sie nicht ausrasten. Dasselbe gilt in der Politik. Der nordkoreanische Despot Kim Jong Il, ein Wrack, das sich aus eigener Kraft kaum noch bewegen kann, ist aufgeblüht, als er endlich mit einem amerikanischen Ex-Präsidenten an einem Tisch sitzen konnte. Dazu war ihm jedes Mittel recht, auch die Geiselnahme zweier US-Bürgerinnen.

In demokratischen Gesellschaften, die weitgehend horizontal organisiert sind, definieren sich die Bürger durch Leistung. In autoritären bzw. totalitären Gesellschaften, die vertikal strukturiert sind, durch ihre Nähe zur Macht. Christa Wolff hat sich mal damit gebrüstet, dass sie jederzeit bei Honecker anrufen und ihn bitten konnte, einen Dissidenten zu verschonen. Es kam ihr nicht einmal in den Sinn, dass irgendein anderer DDR-Promi bei Honecker anrufen und ihn bitten konnte, ihm einen Konkurrenten vom Hals zu schaffen.

Infantile Wesen zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie immerzu getröstet werden wollen. Bei Kindern ist das normal, wenn sich aber Big-Brother-Teilnehmer, die aus dem Container ausscheiden müssen, schluchzend in den Armen liegen, als würden sie nach Sibirien deportiert, dann ist der Siedepunkt der Infantilität erreicht. Oder auch wenn eine ganze Gruppe, die nicht willens und nicht imstande ist, Mitleid mit den Opfern ihrer eigenen häuslichen Gewalt zu empfinden, darauf besteht, getröstet zu werden - und zwar von keinem geringeren als der Kanzlerin persönlich. Alles darunter wäre eine Beleidigung: http://www.islamische-zeitung.de/?id=12243