Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

02.07.2009   21:33   +Feedback

Unter Menschen 7

Ich habe beschlossen, die taz abzubestellen und den Berliner Kurier zu abonnieren. Der Aufmacher von heute hat mich überzeugt. „1. Islam-Grill in Berlin“ – erst dachte ich, schon wieder ein Beitrag zur Integration, Berlin wird halal, demnächst müssen auch die Haxn bei meinem Haxn-Wirt dran glauben. Aber so war die Titelstory nicht gemeint.

Im Quartiersmanagment Pohlstraße in Berlin-Mitte ist ein Streit über die Benutzung eines grossen gusseinsernen Grills entstanden, den der Bezirk aus öffentlichen Mitteln angeschafft hat. Die Vertreter der Moslems im Quartier wollen, dass auf dem Grill nur Lamm, Huhn und Rind gebraten werden dürfen. Quartiersmanager Krohmer sagt: „Das geht nicht, es gibt einen klaren Beschluss, dass der Grill allen Bürgern im Quartier zur Verfügung steht.“ Man habe zudem für einen „Extra-Rost“ gesorgt, „damit niemand Lammfleisch auf einen Rost legen muss, auf dem schon Schweinefleisch lag“. Ein fairer Kompromiss sollte man meinen, aber für die moslemischen Vertreter im Quartiersrat nicht fair genug. „Wir haben hier über 80% Ausländeranteil, mehrheitlich Türken, Araber. Viele sind streng gläubig, sie lehnen es ab, von einem Grill zu essen, auf dem schon einmal Schweinefleisch briet. Das muss man akzeptieren, das ist Integration.“ Ein Sprecher der Moslems fordert zudem die Ablösung des Quartiersmanagers Krohmer wg. Ausländerfeindlichkeit. „Es gab da eine Bemerkung, als ich ihn nach dem islamischen Grill fragte.“
Dazu der Quartiersmanager: „Ich habe nur darauf hingewiesen, wie die Situation ist. Auf (die) Frage, was mit den muslimischen Mitbürgern sei, sagte ich, der Grill sei auch für Moslems da. Notfalls müsse man einen eigenen mitbringen.“

Und so was zu sagen, ist schon schwer ausländerfeindlich, ein überzeugender Beweis für die grassierende Ausländerfeindlichkeit. Ebenso gut könnte Claudia Roth behaupten, wer sie nicht sexy findet, der sei frauenfeindlich. Noch ärgerlicher ist, dass der Begriff „Ausländer“ mit „Moslem“ gleichgesetzt wird. Fehlt nur noch, dass „Xenophobie“ durch „Islamophobie“ ersetzt wird. Denn die einzige Form der „Ausländerfeindlichkeit“, mit der wir uns beschäftigen bzw. beschäftigt werden, ist die Diskriminierung, der Moslems ausgesetzt sind, z.B. wenn sie keinen eigenen Halal-Grill bekommen. Von Chinesen, die sich benachteiligt fühlen, weil es bei ALDI keine tief gefrorenen Schlangen zu kaufen gibt, hört man dagegen selten, auch Hindus, die beim Einkaufen von einem frischen Rinderbraten angelacht werden, behalten ihren Groll meistens für sich.

Es wäre also an der Zeit, die vielen „Ausländerbeauftragten“ umzubenennen, in „Moslembeauftragte“. Aber auch das könnte als „diskriminierend“ empfunden werden, denn es gibt viele Moslems, die Alkohol trinken, Schweinefleisch essen oder sich zumindest diese Option nicht verbieten lassen möchten. Aber das sind keine richtigen Moslems und auch keine Ausländer, sondern nur Bürger ohne virtuellen Problemhintergrund, also vollkommen uninteressant.

 

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