Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

20.06.2009   20:23   +Feedback

King David & Me 3

Gad ist inzwischen 94, hats an der Hüfte, ist aber sonst gut drauf. Kaum sitzen wir in seinem Wohnzimmer, erklärt er: “Ich habe beschlossen, ich fahre nicht nach Indien.” Daheim in Jerusalem hat er alles, was er braucht: Fernsehen, Radio und eine Putzfrau aus Nepal. Gad ist vor 73 Jahren, 1936, aus Berlin nach Palästina gekommen. Damals gab es schon eine zionistische Bewegung, aber keine PLO, keine Fatah und keine Hamas. “Die Palästinenser, das waren wir, die Juden.” Früher ist Gad öfter weggegangen, ins “Atara” oder zu “Fink’s”, jetzt bleibt er am liebsten zu Hause und schaut sich Naturfilme auf 3sat an. “Der Kranzdorf geht noch zweimal die Woche ins Ta’amon.” Nachum Kranzdorf ist 106 Jahre alt und hat noch vor ein paar Jahren in seiner Metzgerei gearbeitet, obwohl er sie schon verkauft hatte. Bei Kranzdorf gab es nur unkoscheres Fleisch, darunter ein Dutzend verschiedene Schinkensorten.
Völlig übergangslos wechselt Gad das Thema. “G.B. Shaw ist als Jungfrau gestorben, er hatte nie was mit einer Frau, mit einem Mann auch nicht.” Woher er das weiss? “Das gehört zur Allgemeinbildung.”
Dann erzählt er, wie er noch in den 90er Schrimps aus Gaza auf Mahane Jehuda kaufte und macht die Handbedwegung nach, mit der er dem Verkäufer signalisierte, was er haben wollte: er verschränkt die Hände und bewegt die Finger. Und dabei fällt ihm ein, dass Paula Ben-Gurion, die Frau des ersten Ministerpräsidenten, öfter zu Besuch zu seiner Mutter kam und dass die beiden Frauen in der Küche saßen und tratschten.
Bevor die Sonne untergeht, machen wir uns auf den Weg von Jerusalem nach Jaffo. Als Granach ins Land kam, brauchte man für die Strecke einen halben Tag, heute ist es eine Stunde. Um die Fahrt zu strecken, fahren wir in Abu Gosh vorbei. Von Najis Dachterrasse hat man einen wunderbaren Blick über das Dorf. Die nächste Konferenz der Weisen von Zion sollte hier stattfinden.

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