Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

09.06.2009   21:39   +Feedback

Journalisten am Rande des Zusammenbruchs

Kleiner Nachtrag zur EU-Wahl vom letzten Sonntag. Früher mussten die Medien gleichgeschaltet werden, heute besorgen es die Journalisten selber. Als hätten sie alle am selben Joint gezogen, erzählten sie vom “Rechtsruck” in der EU und hatten auch Beispiele parat. Am tollsten trieben es das ZDF und die SZ. Im Wahlspezial der Mainzer Tele-Tubbies wurde in vier Minuten und achtzehn Sekunden halb Europa abgefeiert. Und schon die ersten 40 Sekunden hatten es in sich. Schauen Sie mal:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/Rechtsruck_in_Europa/Sendungen_Alle,225948/771666?inPopup=true
Eine Glanzleistung des kreativen Recherche-Journalismus! Könnte in Marl mit dem Niggemeier-Preis ausgezeichnet werden. Erstens ist Wilders kein Filmemacher, er ist ein Berufspolitiker, wie Müntefering, Westerwelle und Gysi. Dass die öfter im Fernsehen zu sehen sind, macht sie auch nicht zu Fernsehschaffenden. Zweitens hat er “Fitna” mitnichten zusammen mit Theo van Gogh gemacht, was schon deswegen unmöglich war, weil der Filmemacher van Gogh zu dieser Zeit schon eine Weile tot war. Bestenfalls hat der Theo den Geert aus dem Jenseits inspiriert. Und drittens zeigt der lobotomierte ZDF-Reporter ein tiefes Verständnis vom Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung, wenn er am Ende des Holland-Kapitels feststellt: “Intoleranz mit schlimmen Folgen: Theo van Gogh wurde 2004 ermordet.” Von wem? Vermutlich von einer Täterin namens Intoleranz. Oder gleich von Wilders.

Da muss man sich schon viel Mühe geben, um so was zu toppen. Die SZ schafft es:
“Das von der Wirtschaftskrise hart getroffene Ungarn ist nach rechts gerückt. Die national-konservative Oppositionspartei Fidesz eroberte 14 Sitze. Drei Sitze errang die rechtsextremistische “Bewegung für ein besseres Ungarn” (Jobbik). Die Partei, die Kameraden in Uniform aufmarschieren lässt, zieht erstmals in das Parlament ein. Wie die Freiheitspartei des Niederländers Wilders vertritt Jobbik öffentlich antisemitische Parolen.” http://www.sueddeutsche.de/politik/920/471460/text/
Wenn Wilders nicht nur islamophob, sondern auch antisemitisch ist, dann ist die SZ eine Tochter der Hakle-Kimberley GmbH.
Inzwischen hat die SZ den Absatz korrigiert und den Bezug zu Wilders entfernt. Mal schauen, wann das ZDF nachzieht.

 

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