Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

14.11.2009   06:21   +Feedback

Leben mit und ohne Strom - 2

Wann man in Indien jemand besucht, hängt im wesentlichen weniger von der Tageszeit als mit der Stromversorgung zusammen. Zwischen fünf und sechs Uhr nachmittags ist die ungünstigste Zeit, da fällt der Strom oft aus, und es gilt als unhöflich, die Gastgeber im Dunkeln zu überfallen. Aber sogar während der “sicheren” Zeiten wird einem geraten, auf keinen Fall den Lift zu nehmen. Es könnte eine längere Reise werden. Wir haben auch einen Aufzug im Haus, aber der ist so lange nicht mehr benutzt worden, dass die Scherengitter verrostet sind. Das Treppenhaus ist eng, dunkel und riecht nach Lysol. An den Wohnungstüren hängen schwere Vorhängeschlösser. So weiss man, wer grad nicht zu Hause ist. Die Wohnungen sind hell, gross und geräumig. Wir haben uns auf dem Markt einen kleinen hölzernen Ochsenkarren, einen Mini-Elefanten aus Messing und zwei Swastika-Türmchen gekauft und daraus einen Altar gebaut, um böse Geister abzuschrecken. Sicher ist sicher. Und tatsächlich: Seit wir den Altar haben, ist der Strom nicht mehr ausgefallen, auch das Wasser fließt und der Zugang zum Netz funktioniert. Mal schauen, wie die Götter den Aufzug wieder flott kriegen.

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