Sie haben das Recht zu schweigen. Henryk M. Broders Sparring-Arena

Henryk M. Broder

05.10.2009   07:34   +Feedback

Am Ende des Ganges 6

Seit dem Anschlag von Mumbai werden Hotels in Indien strenger bewacht als Banken in Laramie. Das Shangri-La ist umzäunt, wer mit dem Wagen auf den Parkplatz will, muss Motorhaube und Kofferraum aufmachen, während der Unterboden des Autos mit Spiegeln auf Bomben untersucht wird, wie früher an der Zonengrenze. Wer jetzt einfach aufs Gas drücken würde, käme nicht weit. Ein breites Haifischmaul aus Metallzacken wartet nur darauf, sich in die Reife zu bohren. Besucher zur Fuss werden gleich dreimal kontrolliert. Aber drinnen geht es sehr zivilisiert zu. http://www.shangri-la.com/en/property/newdelhi/shangrila Die Napoleon-Schnitte schmeckt genauso wie sie aussieht, grossartig, und wenn man nach einer Wireless-Verbindung fragt, bekommt man den Username und das Password an den Tisch gebracht, zugleich mit dem Tee. Europäern, die auch in guten Hotels ihre Taschen selber schleppen müssen, kann der Service freilich auch ein wenig zu weit gehen. Geht man aufs Klo, schleicht sich ein Angestellter lautlos hinter einem rein und bezieht diskret in eine Ecke Stellung , bis man das Geschäft beendet hat. Dann eilt er zum Waschbecken, dreht das Wasser auf und reicht dem Gast erst die Seife und dann das Handtuch. Zuerst dachte ich, es könnte damit zusammenhängen, dass ich in Polen geboren wurde, aber man sieht es mir nicht unbedingt an, dann bin ich noch zweimal zu den Gents, der Raum war jedesmal vollkommen leer, und beide Male tauchte plötzlich aus dem Nichts ein Shangri-La-Helfer auf, drehte das Wasser auf, reichte mir Seife und Handtuch, und das alles mit einem Lächeln, als würde er sich für eine Rolle in Bollywood bewerben. Jetzt möchte ich nur wissen, obs bei den Ladies genauso zugeht.

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